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Affiliate und der Bronx-Effekt

27.03.2012 Die Affiliate-Branche sagt: "Eigentlich haben wir kein Kriminalitätsproblem". Die Gegner vermuten, es ist ihnen egal, weil sie dran verdienen. Ich vermute die Wahrheit woanders. In der Bronx.

Joachim Graf
Unsere Hochrechnung des Affiliate-Schadens hat uns selbst überrascht: Jeder siebte Affiliate-Euro landet bei Betrügern. Vermutlich werden wir nun Einwände kassieren, dass der Wert viel zu hoch gegriffen ist und dass in Wahrheit der weitaus größte Teil der Affiliate-Branche legal und verlässlich arbeitet.

Das ist sicher richtig.

Selbst nach unserer Hochrechnung arbeiten mindestens 85 Prozent der Affiliate-Publisher und -Agenturen ehrlich und legal. Doch selbst wenn wir wirklich zu pessimistisch kalkuliert hätten, und es in Wirklichkeit 95 Prozent Gesetzestreue und nur fünf Prozent Diebe und Betrüger wären: Es ändert nichts an der Tatsache, dass der Anteil viel zu hoch ist.

Auf die reale Welt übertragen, heißt die Aussage "95 Prozent aller Bewohner der Bronx sind gesetzestreu" eben nicht, dass man dort nach Einbruch der Nacht alleine spazieren gehen kann, ohne überfallen zu werden. Und bei einem Verbrecheranteil von 15 Prozent würde die Regierung vermutlich die Nationalgarde schicken.

Mit solch einem Betrugs-Anteil gehört der Affiliate-Markt zu den zwielichtigen und von vielen Händlern gemiedenen Teilen des deutschen Onlinemarketings. Wenn die Beteiligten im Affiliate-Geschäft daran etwas ändern wollen, dann müssen sie
  1. das Problem erkennen,
  2. das Problem benennen,
  3. gemeinsam gegen das Problem angehen.

Der Auftrag durch eine (möglichst große) Allianz von Branchenvertretern an eine Taskforce, bestehend aus Analytics-Anbietern und Rechtsanwälten wäre beispielsweise solch ein Schritt - quasi als eine Art digitaler Nationalgarde. Gütesiegel und die Codes of Conducts jedenfalls haben das Problem nicht annähernd gelöst. Ebenso wenig wie es eine Selbstverpflichtung von Bronx-Bewohnern tun würde.
Neuer Kommentar  Kommentare:
Ralf Mardeis
Von: Ralf Mardeis ,  PeakPoint GmbH ,  Verbindungen
Am: 27.03.2012

Zu: Affiliate und der Bronx-Effekt

Endlich mal wieder ein Artikel über die Nachteile des Affiliate Marketing. Wäre doch schön, wenn auch einmal darüber gesprochen wird, wie zielgruppenaffin Werbung und Kommunikation über den Channel ausgesteuert werden kann.

Woher kommen denn die Innovationen wie Re-Targeting oder Virtual Currency Publisher, wer setzt denn mit entsprechender Umsatzwirkung Twitter- oder Facebook-Strategien um. Meiner Überzeugung nach doch meist die Affiliates und nicht die klassischen TKP orientierten Publisher.

Und sind die Zahlen tatsächlich rückläufig? Zumindest für unsere betreuten Partnerprogramme kann ich das ausdrücklich verneinen. Im Gegenteil, die rasante (Ver-)-professionalisierung der Affiliates führt letztendlich eher zu signifikant steigenden Umsätzen. Weit häufiger scheint mir das Problem zu sein, dass der Einsatz des Affiliate Channels für Merchants zu aufwändig ist.

Zunehmende Budgets führen da eher zu einer Verschiebung in "einfach" zu handhabende Channels. Eine TKP-Buchung ist doch mit viel weniger Aufwand umzusetzen. Aber am Ende wird sich die Frage stellen lassen müssen, welche Effekte dieser Budget Einsatz hatte.

Viele unsere Kunden haben anfangs ein Partnerprogramm aus eigener Kraft gestartet und dann (Gott sei Dank) festgestellt, dass es ohne Kompetenz und Ressourcen nicht funktioniert. Es dauert halt einige Monate bis ein Partnerprogramm funktioniert und erfordert auch ein sehr umfangreiches Wissen. Doch wieviele Merchants haben nach kurzer Zeit einfach keine Ressourcen mehr in den Channel investiert, da es sich vermeintlich nicht rentiert. Vielleicht liegt hier einer der Gründe, warum sich die Umsätze nicht entsprechend entwickeln?

Natürlich gibt es auch im Affiliate Marketing schwarze Schafe. Aber um die aufzudecken gibt es ja entsprechende Tools und Programm-Manager, die das weitestgehend absichern können. Auch im klassischen Marketing war/ist nicht jeder Adress-Broker, jedes Magazin ganz sauber. Stimmen dort immer die Auflagen? Ist die Zielgruppen-Definition wirklich so genau getroffen? Hat jeder TKP Anbieter wirklich natural traffic, oder werden nicht von Fall zu Fall auch einmal über cpc-Kampagnen die entsprechenden PageImpressions erzeugt? Ich denke, man sollte hier einmal die Kirche im Dorf lassen. Es gibt wirklich eine Menge sehr guter Agenturen, die bestens Ihre Kunden beraten und sehr gute Resultate erzielen. Es kann schon hilfreich sein, sich von Spezialisten unterstützen zu lassen.

Es ist ganz bestimmt wichtig und richtig auf Gefahren hinzuweisen, das hilft der gesamten Online Branche. Warum aber nicht auch die unglaublich interessanten Möglichkeiten aufzeigen und dazu beitragen, dass Unternehmen noch besser verstehen, wie über Affiliate Marketing nicht nur qualitative Umsätze generiert werden, sondern tatsächlich äußerst zielgruppennah auch positive Brandingeffekte beeinflusst und mitgenommen werden können. Denn es ist möglich, man muß es nur tun.

Ralf Mardeis
Geschäftsführer der PeakPoint GmbH
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