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Recruiting

So wollen deutsche Firmen den Frauenmangel in der IT bekämpfen

27.05.2024 90 Prozent der IT-Unternehmen in Deutschland sehen eine Erhöhung des Frauenanteils in ihrem Unternehmen als Chance. Die Mehrheit der IT-Unternehmen bemüht sich auch aktiv, mehr Frauen zu gewinnen: 57 Prozent sprechen in ihrem Recruiting speziell Frauen und Mädchen an. Manche sprechen aber auch nur, tun aber wenig.

 (Bild: Midjourney/ Sebastian Halm)
Bild: Midjourney/ Sebastian Halm
Weitere 34 Prozent planen aktuell den Einsatz auf Frauen abgestimmter Recruiting-Maßnahmen. Am verbreitetsten sind demnach Kooperationen mit Hochschulen und Schulen, die 30 Prozent der Unternehmen bereits pflegen. Das sind Ergebnisse einer Studie des Digitalverbands Bitkom zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser , für die mehr als 500 IT-Unternehmen repräsentativ befragt wurden.

Unter den beliebtesten Recruiting-Maßnahmen folgen Einstiegsprogramme wie zum Beispiel Traineeships zum Berufseinstieg junger Frauen, die 18 Prozent der Unternehmen einsetzen und die Nutzung weiblicher Rollenvorbilder in der Kommunikation mit 15 Prozent. Aktives Recruitment, zum Beispiel über Talentpools, betreiben bisher 12 Prozent. Es folgt der Auftritt auf frauenspezifischen Karrieremessen und -events von 11 Prozent der IT-Unternehmen sowie auf Frauen und Mädchen zugeschnittene Werbe- oder Social-Media-Kampagnen, auf die jedes zehnte IT-Unternehmen (10 Prozent) setzt. Die Regel, Frauen bei gleicher Qualifikation zu bevorzugen, gibt es demnach in 9 Prozent der IT-Unternehmen.

Spezielle Maßnahmen, um die Karrieren von Mitarbeiterinnen gezielt zu fördern, sind demnach auch in vielen IT-Unternehmen verbreitet: 67 Prozent setzen mindestens eine solche Maßnahme ein, weitere 31 Prozent planen sie. Im Schnitt hat jedes IT-Unternehmen insgesamt drei Maßnahmen im Einsatz, um Frauen im Unternehmen zu fördern. Dabei liegen Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorne: Mobiles Arbeiten (59 Prozent) und familienfreundlichere Arbeitsbedingen wie zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle (39 Prozent) nutzen demnach die meisten. Ein Kontakthalteprogramm während der Elternzeit setzen 26 Prozent ein, Jobsharing 16 Prozent. Geht es um die Unterstützung im Job, bieten rund ein Drittel (35 Prozent) Weiterbildungen an, beim Mentoring sind es 21 Prozent. Ein Viertel (25 Prozent) der IT-Unternehmen setzt außerdem auf die Sensibilisierung und Aufklärung von Belegschaft und Führungskräften. In 12 Prozent der IT-Unternehmen gibt es interne Frauennetzwerke.

Preview von Hürden bei der Erhöhung des Frauenanteils in der IT-Branche

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Andererseits steht aber ein Viertel der Branche solchen Maßnahmen generell eher skeptisch gegenüber: 23 Prozent der IT-Unternehmen sagen, Maßnahmen zur Frauenförderung bewirkten sowieso keine Veränderung. Genauso viele (23 Prozent) meinen, Frauenförderung sei häufig nur vorgeschoben, in der Praxis ändere sich nichts.

Das Bekenntnis, tatsächlich etwas ändern zu wollen, äußert sich in konkreten Zielsetzungen. Allerdings haben sich erst 29 Prozent der IT-Unternehmen derzeit interne Ziele zur Erhöhung des Frauenanteils gesteckt: 20 Prozent allgemeine Ziele, weitere 9 Prozent mit definierten Zielgrößen und Zeitplan. 15 Prozent planen solche Zielsetzungen derzeit konkret, 27 Prozent diskutieren sie. Für knapp ein Viertel (23 Prozent) ist die Formulierung interner Ziele zur Frauenförderung allerdings aktuell kein Thema. Als Grund, bisher keine Ziele verankert zu haben, geben die meisten dieser Unternehmen an, nicht genügend qualifizierte Bewerberinnen (74 Prozent) oder andere Prioritäten (37 Prozent) zu haben.

Wie wichtig es ist, mehr Frauen zu gewinnen, ist den Unternehmen dabei durchaus bewusst: 66 Prozent sagen, ohne Frauen verspiele die Branche ihre Zukunft, und 68 Prozent halten es für unmöglich, ohne Frauen die IT-Fachkräftelücke zu schließen. Andererseits zeigen sich drei Viertel (73 Prozent) auch selbstkritisch und meinen, die IT-Branche unterschätze das Potenzial von Frauen.

Das zeigt sich auch an der Benennung von konkreten Zuständigkeiten: Nur in der Hälfte der Unternehmen (50 Prozent) wurden bisher personelle Verantwortlichkeiten für die Themen Gleichstellung und Karriereplanung bestimmt. Bei insgesamt 34 Prozent ist das Thema in der Geschäftsführung verankert, bei 20 Prozent in der Personalabteilung und bei 1 Prozent bei Gleichstellungs- oder Frauenbeauftragten beziehungsweise Diversity-Verantwortlichen. Anderseits ist in 47 Prozent der Unternehmen überhaupt niemand für diese Themen zuständig.


Im internationalen Vergleich erkennen Deutschlands IT-Unternehmen großen Nachholbedarf. Beim Thema Gleichstellung und Erhöhung des Frauenanteils sieht eine große Mehrheit die deutsche IT-Branche hinten: Für 60 Prozent gehört die deutsche IT-Branche international zu den Nachzüglern, weitere 20 Prozent sagen sogar, die Branche habe den Anschluss verpasst. Nur 15 Prozent sehen die Branche weltweit unter den Vorreitern, lediglich 2 Prozent an der Spitze. Der Frauenanteil in der deutschen IT-Branche liegt nach Bitkom-Berechnungen bei 30 Prozent.

Aus Sicht der Unternehmen sind die Gründe für den eher geringen Frauenanteil unter den Beschäftigten in der deutschen IT-Branche vielfältig und sowohl bei Unternehmen, Politik sowie zum Teil auch in gesellschaftlichen Strukturen verortet. Mit 66 Prozent werden insbesondere Hürden beim Wiedereinstieg von Frauen, wie fehlende Fortbildungsangebote während Abwesenheiten sowie traditionelle Rollenbilder in Unternehmen (64 Prozent) als Gründe für den geringen Anteil gesehen. Innerhalb der Unternehmen folgen fehlende Netzwerke für Frauen als Hürde mit 50 Prozent, eine unzureichende Sensibilisierung der Führungskräfte mit Personalentscheidung mit 44 Prozent und das Phänomen der Gläsernen Decke mit 43 Prozent.
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