Deutsche machen blau oder sie arbeiten sich krank - aber wieso?
17.06.2024 Der hohe Krankenstand in Deutschland belastet die Interaktiv-Wirtschaft. Seit Jahren melden Krankenkassen einen Anstieg der durchschnittlichen Krankentage. Doch was steckt jenseits medizinischer Ursachen dahinter?
Krankschreibung als Ausweg aus der Kraftlosigkeit
Ein dominanter Treiber des steigenden Krankenstands ist die Kraftlosigkeit der Deutschen. Jeder Zweite fühlt sich generell erschöpft. Frauen (59 Prozent) mehr als Männer (39 Prozent). Die Auswertung der Umfrage hat ergeben, dass die steigende Erschöpfung einen starken Einfluss auf die vermehrten Krankmeldungen hat. Die Situation verschärft sich: Seit der letzten Erhebung des PINKTUM Institute Ende 2023 ist der Kraftverlust signifikant weiter gestiegen. 55 Prozent der Befragten haben weniger Kraft als noch vor drei Jahren. Vor einem halben Jahr sagten dies 49 Prozent. 52 Prozent geben an, ohne gelegentliche Auszeiten, das eigene Leben nicht bewältigen zu können.43 Prozent empfinden ihren Einsatz bei der Arbeit als wenig wertgeschätzt. Dies wirkt sich erheblich auf die Erschöpfung als wesentlichen Faktor aus, sich trotz Arbeitsfähigkeit krankzumelden. Auch die materielle Wertschätzung fehlt vielen. Vier von zehn Mitarbeitenden finden es angesichts ihres Verdienstes in Ordnung blauzumachen (42 Prozent). Etwa jeder Vierte glaubt, dass es wenig Unterschied macht, ob er bei der Arbeit ist oder nicht (24 Prozent) und 28 Prozent fragen sich, warum sie überhaupt noch zur Arbeit gehen, "wenn doch sowieso alles bergab geht".
Es ist leicht, sich krankschreiben zu lassen
Wer sich schlapp und wenig motiviert fühlt, hat es offenbar nicht schwer, sich krankschreiben zu lassen. Fast die Hälfte der Befragten findet es "einfach", auch dann eine Krankschreibung zu erhalten, wenn man nicht wirklich krank ist (45 Prozent). Und wenn der Arzt kein Attest ausstellt, gehen 21 Prozent zum nächsten. Hinzu kommt, dass es "im Homeoffice viel leichter ist, auch mal einen Tag krankzumachen", sagen 47 Prozent der Erwerbstätigen.Auf der anderen Seite geben 59 Prozent der Befragten an, oft auch dann zur Arbeit zu gehen, wenn sie eigentlich krank zu Hause bleiben sollten. Die wichtigsten Gründe sind das Gefühl, gebraucht zu werden (86 Prozent) und die Kollegen nicht hängen lassen zu wollen (82 Prozent). Auch Ängste spielen eine Rolle. Vier von zehn Personen gehen aus Angst um ihren Job angeschlagen zur Arbeit. Jeder Dritte scheut den Druck des Chefs oder der Chefin.