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Heute vor 25 Jahren

von JanaJ

28.10.2019 Unsere Meldung vom 28.10. 1994: Musik in interaktiven Anwendungen - Ignoranten und Feudalisten

 (Bild: Immanuel Giel)
Bild: Immanuel Giel
Bild: Immanuel Giel unter GNU-FDL
(iBusiness)Warum fast alle heute am Markt vorhandenen interaktiven Musikanwendungen schlecht sind, begründet multiMEDIA-Autor Gary Danner in diesem Beitrag. Seine zentrale Kritik: Obwohl Multimedia letztlich eine -- eigenständige -- neue Kunstform ist, wird sie bislang nicht als solche behandelt. Musik ist die höchste aller (Prä-Multimedia-)Künste, schon allein deswegen, weil sie zu ihrer Rezeption keine andere Materie als den sie umgebenden Äther benötigt, den sie bekanntlich je nach Frequenz in Vibrationen versetzt. Deswegen kann ich es auch nicht leiden, wenn ich in "Multimedia"-Zeitschriften lese, wie Sound zu Handlangerdiensten im Stil von "transparent machen", oder "unterstreichen" von Abläufen beziehungsweise gar zur "Überbrückung" von Ladeperioden degradiert wird. Musik ist und bleibt ein vorrangiges Molekül einer interaktiven Ursuppe und muß schon in der Entstehung als Katalysator mitgestaltend wirken. "Musik", die in einer Multimediaanwendung einzig den Zweck eines Pausenfüller erfüllen soll, wird auch von jedem Musikverständigen dementsprechend aufgenommen -- nämlich als Mist. Dem entgegengesetzt entwickle ich bei Musik am Sampler, der im MIDI-Verband mit anderen, zum Teil auch analogen Soundquellen, über einen Sequenzer gekoppelt ist, während auf einem anderen Computer meine Partnerin Elisa Rose Animationen baut, oft aus Quellen, mit deren Sound gerade mein Sampler gefüttert wurde. In einer Schaffenspause hole ich mir über das Netz die Animation, um darauf bei meiner Komposition musikalisch besser eingehen zu können, beziehungsweise unterlege sie mit der fertigen Musik. Genauso idiotisch wie der Einfall, eine optisch topgestylte Produktion notgedrungen mit Musik aufzupäppeln, ist der Versuch altgedienter Rockrentner, mittels multimedialer Aufrüstung ihre Schlager noch tiefer in die Birnen ihrer Kunden zu hämmern. Die meisten Pop-CD-ROMs beschränken sich darauf, wahlweise darauf, die Fans pseudo-demokratisch am Schaffensprozeß teilhaben zu lassen oder sie per Maus durch ihr feudales Reich stolpern zu lassen. Das eigentliche -- künstlerische -- Wesen von Multimedia fehlt diesen mit der schnellen Marketingnadel gestrickten Titeln. Denn die Stars haben in aller Regel gerade mal beratende Funktion bei der Entwicklung und Programmierung, was diesen als Multimediakünstler disqualifiziert. Bestes Beispiel ist "Prince", der seinen lukrativen Namen zugunsten eines Symbols aufgab, offensichtlich im Banne einer multimediaimmanenten Abstraktion. Er ließ um seine Musik herum eine Multimediaanwendung programmieren, wodurch kein integratives Kunstwerk entstand (was Multimedia ja immer sein sollte), sondern ein Konglomerat nicht zusammenpassender Medienbrocken.
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