Unterfinanziert und unterbesetzt: Journalisten sehen düstere Zukunft
26.06.2019 Journalisten befürchten eine folgenschwere Erosion des Qualitätsjournalismus, die durch die Verbreitung von 'Fake News', die Finanzierungsprobleme von Online-Medien und schrumpfende Nachrichtenredaktionen noch verschärft wird, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage.
Die wesentlichen Erkenntnisse der Cxense-Umfrage:
- 46 Prozent der Befragten sehen die Zukunft des Journalismus eher pessimistisch. Ganze 78 Prozent zweifeln am langfristigen Bestand der Branche.
- 83 Prozent glauben, dass die Arbeitsplatzsicherheit von Journalisten heutzutage nicht mehr gewährleistet ist.
- Insgesamt 67 Prozent der Befragten waren sich einig, dass werbebasierte Modelle kurze "Clickbait"-Inhalte fördern.
- 60 Prozent sind der Ansicht, dass der übergreifende Qualitätsrückgang derzeit mitunter die größte Bedrohung für den Journalismus darstellt.
- Die Abneigung der Leser, für digitale Inhalte zu bezahlen, betrachten 55 Prozent als eine Gefahr für ihre Arbeit.
- Etwa die Hälfte der Befragten machte außerdem "Fake News" (48 Prozent), die Abhängigkeit von Werbeeinnahmen (47 Prozent) sowie schrumpfende Nachrichtenredaktionen (47 Prozent) für die Untergrabung der Branche verantwortlich.
Paywalls unumgänglich
Um rückläufige Werbeeinnahmen zu kompensieren, setzen viele Verleger auf digitale Abonnements. 83 Prozent der Befragten teilen die Ansicht, dass sich auf diese Weise auch wieder hochwertige Beiträge im Langformat auszahlen. Die Anzahl der Journalisten, die Paywalls befürworten und sich deutlich für eine Bezahlung von Qualitätsjournalismus aussprechen (41 Prozent), war in etwa gleich mit jener der Journalisten, die Paywalls zwar nicht gut finden, sie aber für eine notwendige Maßnahme halten (39 Prozent).Es scheint, als würden Journalisten verstehen, dass Paywalls ein wichtiger Teil des journalistischen Finanzierungsmodells sind und das Advertising-Ökosystem komplementieren. Trotz der Schattenseiten des Internets - etwa hinsichtlich der Verbreitung von 'Fake News' und 'Trolling' - sprechen sich die befragten Journalisten beinahe geschlossen (89 Prozent) für Technologie im Journalismus aus. Insbesondere gilt das für Redaktionen, die auf Leser und Publikumsdaten setzen. Die Befragten der Cxense-Umfrage gaben an, dass sie diese Daten aus verschiedenen Gründen verwenden: Sie werden zur Feststellung der Beliebtheit von Artikeln (66 Prozent), zur Analyse des Leserverhaltens (49 Prozent) und für redaktionelle Entscheidungen (48 Prozent) genutzt.