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Heute vor 25 Jahren

von JanaJ

04.11.2019 Unsere Analyse vom 4.11.1994: Multimedia-Standort München - Licht und Schatten an der Isar

 (Bild: Immanuel Giel)
Bild: Immanuel Giel
Bild: Immanuel Giel unter GNU-FDL
Irgendwie könnte alles besser sein. Obwohl sich in Südbayern so viele Elektronik- und Medienunternehmen angesiedelt haben, wie sonst kaum in der Republik, sind die Münchner Multimediaprofis mit Ihrem Standort nicht so recht zufrieden. Denn bedingt durch eine vergleichsweise etablierte Multimediaszene, in die viele Newcomer drängen, tobt an der Isar der Preiskrieg.

München. Es ist nicht nur der typische bayerische Grant, der gemeinhin einen echten Münchner auszeichnet, der die südbayerischen Multimediaprofis mit gemischten Gefühlen auf die Situation des Entwicklungsstandorts München blicken läßt. Es scheint sich zu rächen, daß in München vergleichsweise viel Multimediaentwickler ansässig sind -- rund vierzig Prozent aller unabhängigen Produzenten interaktiver Medien zahlen nach multiMEDIA-Erhebungen in Bayern ihre Steuern. Gleichzeitig sind Gehälter und Lebenshaltungskosten hier höher als im Durchschnitt der Republik. Die Folge ist ein härterer Konkurrenzkampf, der dazu weder von staatlichen noch kommunalen Initiativen durch konzertierte Aktionen (wie beispielsweise das Kölner Z.I.M.) abgeschwächt wird.

Einig ist man sich in München, was die grundsätzlichen Voraussetzungen für Multimediabusiness angeht. Die werden durchgehend als positiv eingeschätzt. Viele Kunden aus den Bereichen Elektronik, Dienstleistung, Verlagen und Fernsehen sind beispielsweise für den Geschäftsführer des Entwicklungshauses "Media Aktiv", Dipl.-Psych. Peter Schöner, ein Standortvorteil, den München gegenüber anderen Städten hat. Medialab-Geschäftsführer Andreas Vichr sieht außerdem auch die ansässigen Fachverlage als gute potentielle Kunden. Sie besäßen zwar eine vorhandene Infrastruktur zur Distribution von CD-Titeln, allerdings "oft nicht das nötige Produktions-Knowhow" -- dieses müßten sie dann "von den entsprechenden Dienstleistern einkaufen". Auch Dr. Richard Schifman, Geschäftsführer von "Digital Fusion", lobt "die enormen Kapazitäten" auf Kundenseite sowie die "Verlagshäuser und Filmgesellschaften mit großen Archiven für die Zweit- und Drittnutzung von Inhalten zu denkbar günstigen Bedingungen". Doch, so gibt er bedenken, wird in München "trotz dieser Ballung aus dem Potential zu wenig gemacht". Auch bei Multimediadistributor DVC sieht man "Nachholbedarf" gegenüber den Standorten Hamburg und Köln und Willibald Hesse, Geschäftsführer des Terminal- und Touchscreenherstellers IQ 2000 schätzt den bayerischen Standort ebenso knapp wie kritisch als "zweitrangig" ein. "Ruhig bis konservativ" gehe es in München zu, weswegen IQ 2000 inzwischen eine Filiale in der Nähe von Köln eröffnet hat.

"Markt zerstört"?

Doch ganz so konservativ, wie Hesse es einschätzt, geht es in München offenbar nicht zu. Ganz im Gegenteil: Ein harter Preiskrieg tobt zwischen den Alteingesessenen und den neugegründeten Multimediaunternehmen. Nach Ansicht von Joachim Balon vom AV- und Multimediaproduzenten "Gallo Audiovision" haben "unprofessionelle Billiganbieter und Unternehmen, die über brutales Dumping Aufträge holen" den "Markt zerstört". Auch Andreas Vichr sowie Gerhard Grabsdorf, Inhaber des Multimediaprojekt- und Designstudios "Multimedia Design", sehen die Konkurrenz wachsen. Während Vichr vor allem heftige Multimediaaktivitäten bei den etablierten Werbeagenturen beobachtet, sieht Grabsdorf "immer mehr größere Firmen, insbesondere aus der AV- und Druckbranche", die "mit erheblichen finanziellen Aufwendungen auf den Multimediamarkt drängen". Die "zahlreichen Neugründungen der letzten fünf Jahre" macht Franz Xaver Bohn, Verlagsleiter "Neue Medien" von CD-ROM-Publisher Rossipaul für die "rückläufige Ertragslage" einzelner Unternehmen verantwortlich. Iris Bellinghausen, Geschäftsführerin des Rowohlt/Systema-Verlags sieht noch keine "echte Wettbewerbssituation". Sie fragt sich: "Welche Konkurrenzsituation? Im Multimediabereich kann man zum Teil nur von vielen 'Versuchenden' sprechen".

Blockiert die filmförderungsfixierte Lobby die Entwicklung interaktiver Medien?

Die starke und etablierte Stellung klassischer Medien führt offensichtlich in München auch zu zusätzlichen Problemen: "In der Vergangenheit entstand der Eindruck", erzählt Andreas Vichr, "daß private Programmanbieter in München eigentlich eher unerwünscht sind. Durch die Verflechtung von gemeinnützigen Einrichtungen mit Privatunternehmen wurde eine Lobby geschaffen, die in den elektronischen Medien, in Multimedia und interaktivem Fernsehen eher eine Gefahr für ihr eigenes Business sahen".

Allenthalben wird die Unterstützung von Stadt und Staatsregierung vermißt. Neben einer "besseren Förderung von Firmengründung", wie man bei DVC anmahnt, stehen die "Schaffung von branchenübergreifender Foren", wie es Mediapark und Z.I.M. in Köln sind, so Dirk Gölz vom Atelier für Multimedia Kommunikation. Von einem solchen Zusammenschluß, so hofft auch Gerhard Grabsdorf, "eventuell in Verbindung mit einem Fond für Medienforschung und Projektrealisierung können alle Seiten profitieren". Zwar hat nach Meinung von Dr. Richard Schifman die Stadt "mit der Gründung des Medienlabors München etwas Großartiges getan". Doch nur dann, "wenn die nötige finanzielle Unterstützung für ein derartiges Forum moderner Medien geleistet wird, damit der Standort München auch diesbezüglich einer wird". Auch Andreas Vichr kritisiert den geringen "öffentlichkeitswirksamen Output" des Münchner Medienlabors, das sich allerdings bei "Unterstützung durch kommunale Maßnahmen" positiv auf die Schaffung "einer Art Subkultur im Bereich Multimedia" auswirken könne. Und Joachim Balon regt regionale Förderung "beispielsweise durch Preise und Festivals" an.

Was in München ebenfalls fehlt, ist nach Ansicht der Entwickler eine "vernünftige Messe" (Peter Schöner). Die Selbstdarstellungsveranstaltung "Medianet" von Filmfest-Chef Eberhard Hauff, die dieses Jahr zur Philips-Produktschau degenerierte, wird von keinem der befragten Multimediaprofis als ernsthafte Alternative angesehen.

Trotz der schwierigen Situation blicken die Münchner Multimediaprofis zuversichtlich in die Zukunft. Das gute Potential an Mitarbeitern mit Fachkenntnissen im Bereich Medienproduktion" (Vichr) sowie das langsam zunehmende Engagement von Verlagen, Elektronikunternehmen und Fernsehfirmen werden, so die einhellige Meinung aller Befragten, langsam die gegenwärtig schwierige Situation überwinden. Vor allem auf den Zukunftsmarkt interaktives Fernsehen setzen viele Entwickler. Hier rechnen sich viele Chancen aus, bei den geplanten Pilotprojekten als Zulieferer interaktiver Dienstleistungen für Verlage, Fernsehgesellschaften sowie Rechteinhaber wie Der Kirch-Gruppe tätig zu werden.
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