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Unzeitgemäße Realitäten
07.07.2010 So innovationsfreudig die Kommunikations- und Internetbranche ist, so schwer tut sie sich mit den sich wandelnden Ansprüchen ihrer Mitarbeiter nach mehr Work-Life-Balance.
Was ich hingegen schade, um nicht zu sagen eine Schande für jede erfolgreiche Frau finde, ist die Erklärung für ihren Erfolg, die sie mal in einem Interview gab: "Ich glaube, ich kann mich ganz gut in das Innere von Männern versetzen." Geschäftführungskollege Holger Jung setzt noch einen drauf, indem er ihre Männlichkeit als Erfolgsrezept "adelt": "Du bist halt wie wir."
Glückwunsch. Das braucht es also, um als Frau beruflich erfolgreich zu sein. Keine Sorge, es kommt jetzt kein feministischer Wutausbruch à la "Die Welt ist chauvinistisch und ungerecht".
Aber sollte man sich nicht endlich mal ernsthaft fragen, was hier eigentlich schief läuft. Branchen beklagen regelmäßig Fachkräfte- und Nachwuchsmangel, allen voran die IT-Branche, nehmen aber die grundlegenden Bedürfnisse von (auch kinderlosen) Mitarbeitern nach Zeit und Raum für soziale Bindungen im Arbeitsalltag kaum ernst. Jeder betont, wie unzeitgemäß es ist, keine familienfreundlichen Arbeitszeitmodelle zu schaffen. Die Realität sieht aber nach wie vor anders aus.
Anwesenheit im Büro hat ihre Funktion, keine Frage. Aber Kreativität und Produktivität drückt sich nicht in Arbeitszeit aus. Die gute Nachricht: Die Zahl der Firmen mit flexiblen Arbeitszeitmodellen steigt, bei denen Mitarbeiter ihre Anwesenheit selbständig regeln. Ihr Anteil bewegt sich aber noch auf verschwindend geringem Niveau. Hier sollten Arbeitgeber ihren Mitarbeitern etwas mehr Vertrauen schenken und sich vor Augen halten, dass körperliche Anwesenheit kein Garant für gute Resultate ist.
Am: 07.07.2010