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KI-Projekt soll Roboter mit Empathie schaffen
02.02.2023 In einem neuen europäischen Forschungsprojekt soll nun ein KI-basierendes, tragbares Gerät für Industriearbeiter und Roboter entstehen. Das soll Teamwork von Mensch und Maschine optimieren.
Das auf drei Jahre angelegte Projekt verfolgt zwei Ziele: die Entwicklung eines auf künstlicher Intelligenz basierenden, tragbaren Geräts für Industriearbeiter und Roboter sowie die Entwicklung eines speziellen Schulungszentrums "The Fluently RoboGym", in dem Fabrikarbeiter und Robotern eine reibungslose Interaktion im Industrieprozess trainieren können. Insgesamt sind 22 Partner aus Wissenschaft und Industrie an dem Projekt beteiligt, das von Horizon Europe, dem wichtigsten Finanzierungsprogramm der EU für Forschung und Innovation, unterstützt wird. Für die technische Koordination ist das Labor für Automation, Roboter und Maschinen der Fachhochschule Südschweiz (SUPSI) zuständig. Neben Forschern der SUPSI sind Wissenschaftler weiterer führender Einrichtungen wie dem Politecnico di Torino und der japanischen Waseda-Universität an dem Projekt beteiligt.
"Arbeiter sind oft hohen kognitiven oder physischen Belastungen ausgesetzt", erklärt SUPSI-Professorin Anna Valente . "Wenn ein Mensch eng mit einem Roboter zusammenarbeitet, ist es wichtig, dass der Roboter die Gefühle des Menschen erkennt und entsprechend reagiert, indem er zum Beispiel seine Dynamik anpasst."
Eine gute Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine ist besonders wichtig in modernen intelligenten Fabriken, in denen sich Produktionsvolumen und Produkte ständig ändern und in denen mobile Transportsysteme und Roboter neben statischen Arbeitsplätzen stehen. "Unsere Industrieroboter sind bereits mit Sensoren zum Sehen und Fühlen ausgestattet, können aber bislang keine menschlichen Emotionen erkennen", sagt Ralf Völlinger , General Manager des Geschäftsbereichs Roboter bei FANUC Europe. "Wir wollen erreichen, dass künftig noch mehr Menschen unsere Industrieroboter einfach und effizient nutzen können."
Die Fluently-Forscher konzentrieren ihre Entwicklungsarbeit auf drei für die europäische Wirtschaft wichtige Wertschöpfungsketten: die Demontage und das Recycling von Batterien für E-Bikes und Elektrofahrzeuge, Prüf- und Montageprozesse in der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie die Aufarbeitung hochkomplexer Industrieteile mittels Laserbearbeitung. Diese Prozesse werden derzeit fast ausschließlich manuell durchgeführt, was bei den Arbeitnehmern zu psychischen und physischen Belastungen führt. Anna Valente: "Arbeitskräfte in der Produktion geraten zum Beispiel unter Stress, wenn sie Batterien demontieren, weil das Risiko einer Explosion besteht. Auch physische Belastungen etwa durch die Arbeit mit schweren Teilen in der Luft- und Raumfahrtindustrie können Stress verursachen."
Roboter könnten in Zukunft die Arbeitnehmer zumindest teilweise von der mit diesen Prozessen verbundenen Belastung befreien sowie einige der zeitaufwändigeren Aufgaben übernehmen. Dies würde helfen, einerseits die Kompetenzen und Erfahrungen der Arbeitnehmer zu erhalten und andererseits die Möglichkeiten ihrer Weiterqualifizierung erhöhen. Das Projekt will Roboter zu Teamkollegen des Menschen ausbilden, die ihn so gut wie möglich unterstützen.
Weiter sind hier schon softwaregetriebene Ansätze. Chatbots lernen zunehmend Empathie. Sie können Tonalitäten erkennen und unterscheiden und bereits bevor die Kundin bzw. der Kunde an einen menschlichen Servicemitarbeiter oder eine Servicemitarbeiterin verwiesen wird, auf spezifische Stimmungen eingehen. Das ist beispielsweise bei sensiblen Themen wie Gesundheit sinnvoll, wenn ein Bot NutzerInnen auf einer Homepage empfängt, die sich zu Klinikaufenthalten informieren wollen; ein Beispiel-Case, der Thema des iBusiness-Webinars Menschlichkeit auf allen Kanälen war. Ein anderes beispielhaftes Anwendungsszenario etwa sind Gaming-Plattformen, auf denen ein Kunde oder eine Kundin im Servicebereich aufstößt, der Geld verloren hat und bereits vom Chatbot entsprechend einfühlsam abgeholt wird.