Umdenken in Chefetagen: Was Unternehmen von Cloud Computing erwarten
14.08.2020 Jedes zweite Unternehmen will einer Studie zufolge durch Cloud Computing neue Technologien und Produktneuheiten voranbringen. Viele setzen dabei verstärkt auf die Expertise großer US-Techfirmen. Deutsche Cloud-Anbieter sollten deshalb nicht nur das Sicherheitsbedürfnis ihrer Kunden bedienen.
69 Prozent der Unternehmer setzen auf Cloud Computing, weil sie damit die IT-Infrastruktur je nach Auftragslage und Auslastung - und damit effizienter - nutzen können. Jedoch sei ein strategisches Umdenken in den Chefetagen erkennbar, so die Studienautoren. "Entscheider suchen sich verstärkt Partner und Dienstleister, mit denen sie nicht nur profitabler, sondern auch innovativer werden - auch beim Thema Cloud Computing", sagt Oliver Reckermann , Head of Next Banking bei Sopra Steria.
Damit wachse der Bedarf an Cloud-Diensten, die mehr als eine sichere IT-Infrastruktur bieten. So verlieren Unternehmen ihre Scheu vor Großaufträgen an große US-Firmen - selbst im stark regulierten Finanzsektor. Die Deutsche Bank hat sich etwa für Google als Cloud-Partner entschieden, um von der KI-Expertise des US-Konzerns zu profitieren. Das Institut will unter anderem seine Analyse- und Prognosefähigkeit steigern, für die eigene Banksteuerung, aber auch als Angebot für Kunden.
Auch die Finanz Informatik Technologie Service und ihre Mutter Finanz Informatik, IT-Dienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe , kooperiert mit Google. Partnerschaften mit Amazon und Microsoft sollen folgen. Ziel ist es, angeschlossenen Instituten die Nutzung von Public-Cloud-Diensten zu ermöglichen. Zur Festlegung der vertraglichen Feinheiten beim Datenschutz und bei der Bankenregulierung dieser Deals sind große Spezial-Rechtsanwaltskanzleien beteiligt.
Der Wettbewerb im Cloud-Markt wird härter
Die deutschen und europäischen Anbieter von Cloud-Diensten seien laut Studie nun gefordert, ihre Leistungen an die steigenden Anforderungen ihrer Kunden anzupassen. Speziell deutsche Cloud-Anbieter werben derzeit stark mit dem Faktor Sicherheit und sprechen Mittelstandsunternehmen sowie Städte und Kommunen an. Das Argument: Wer Software bei hiesigen Dienstleistern wie Ionos oder Nextcloud nutzt und Daten dort lagert, ist anders als bei US-Anbietern vor dem Zugriff ausländischer staatlicher Stellen sicher.Aktuell seien Sicherheit und Cloud "Made in Germany" durchaus schlagende Verkaufsargumente: 60 Prozent der befragten Entscheider schätzen das Risiko als groß ein, dass US-Behörden durch den "Cloud Act" Zugriff auf ihre Daten bekommen könnten. Sicherheit ist zudem für deutsche Manager Top-Kriterium bei der Cloud-Anbieter-Entscheidung: 75 Prozent achten bei der Auswahl darauf, dass der Partner alle Anforderungen der Datenschutzrichtlinie EU-DSGVO erfüllt.
Allerdings gehen auch die großen US-Techkonzerne immer stärker auf die Sicherheitsbedürfnisse ihrer europäischen Kunden ein und errichten beispielsweise Rechenzentren in Deutschland. Es sei deshalb zu erwarten, dass viele Unternehmen hierzulande ihren Cloud-Initiativen mit großen Hyperscalern treu bleiben. Fazit: Der Wettbewerb wird künftig verstärkt über das Gesamtpaket Cloud Computing ausgetragen: "'Made in Germany' kann im Cloud-Geschäft mittelfristig nicht nur für Datensicherheit stehen. Die Anbieter sollten sich auch beim Leistungsangebot abseits der Infrastruktur ihren Wettbewerbern aus den USA und Asien annähern und Nischen besetzen", so Reckermann.