Ein Drittel aller Deutschen mag KI-generierte Texte
23.05.2024 Aber die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland ist schon heute von der Nachrichtenflut im Internet überfordert. Und 58 Prozent können dabei "wahr" nicht von "falsch" unterscheiden.
Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter 1.002 Internetnutzerinnen und -nutzern in Deutschland ab 16 Jahren, die der Digitalverband Bitkom anlässlich des 75. Jahrestages des Grundgesetzes durchgeführt hat.
"Eine funktionierende Demokratie braucht informierte Bürgerinnen und Bürger. Angesichts der zunehmenden Menge an Informationen aus einer stetig wachsenden Anzahl journalistischer und nicht-journalistischer Quellen im Netz ist es für viele Menschen schwer geworden, Tatsächliches von Falschem zu unterscheiden. Vielen gelingt es nicht mehr, sich im Nachrichtenstrom zurechtzufinden", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder . "Überforderung und ein daraus resultierender Nachrichten-Eskapismus sind insbesondere in Kriegs- und Krisenzeiten zwar nachvollziehbar, ebnen auf lange Sicht aber Desinformation und Fake News den Weg. Wir brauchen deshalb eine umfassende Stärkung der Medienkompetenz, die in der Schule beginnen muss und im Alter nicht aufhören darf."
Printmedien dominieren Nachrichtennutzung im Netz
Das Bedürfnis nach Orientierung bei Nachrichten im Internet ist aktuell extrem groß: 90 Prozent der Menschen, die online Nachrichten aufnehmen, wünschen sich angesichts der Nachrichtenfülle den einen Ort im Netz, an dem sie verlässliche und wahre Informationen finden.Insgesamt konsumieren 90 Prozent der deutschen Internetnutzerinnen und -nutzer ab 16 Jahren online Nachrichten zu aktuellen Ereignissen und dem Zeitgeschehen aus Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Sport oder Kultur. Das entspricht rund 55 Millionen Menschen. Die Frage danach, welche Quellen sie dafür in der Regel aufrufen, ergibt ein vielfältiges Bild: Am meisten werden Nachrichten-Webseiten oder Apps genutzt (78 Prozent). Dahinter folgen soziale Medien, über die sich 44 Prozent informieren. Ein Viertel (27 Prozent) informiert sich über Messenger-Dienste, 26 Prozent per Video über YouTube-Kanäle und 18 Prozent hören Podcasts zu aktuellen Ereignissen bzw. dem Zeitgeschehen. 17 Prozent haben E-Mail-Newsletter oder spezielle Briefings abonniert.
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Jetzt Mitglied werdenBetrachtet man die überwiegend genutzten Nachrichten-Websites und Apps näher, ergibt sich folgendes Bild: 47 Prozent informieren sich in der Regel über Webseiten und Apps von klassischen überregionalen, lokalen oder internationalen Printmedien, also etwa spiegel.de, bild.de, faz.net und anderen. 44 Prozent informieren sich über Webseiten oder Apps von öffentlich-rechtlichen sowie privaten Fernseh- und Radiosendern, etwa tagesschau.de, wdr.de, n-tv.de und anderen. Dahinter folgen die Startseiten von Internetzugangsprovidern wie t-online.de, gmx.de oder web.de (35 Prozent), Webseiten oder Apps von Fachmedien beispielsweise zu Themen wie Mobilität oder Sport (21 Prozent) sowie News-Webseiten, die ausschließlich online erscheinen (16 Prozent). 11 Prozent geben an, sich auf Seiten von Redaktions- und Rechercheverbünden wie correctiv.org u.a. zu informieren.
Nur ein Viertel aller Jüngeren konsumiert Online-News in Textform
In welcher Form werden Nachrichten am liebsten konsumiert? Das Lesen von Texten ist bei 48 Prozent am beliebtesten, wobei dieser Wert bei den Älteren ab 65 Jahren (59 Prozent) mehr als doppelt so hoch ist wie bei den Jüngeren unter 30 Jahren (28 Prozent). 20 Prozent schauen am liebsten Bilder mit kurzen Texten an, wie sie vor allem in sozialen Medien verbreitet werden, wobei dies 30 Prozent der Generation U30 von sich sagt und nur 10 Prozent der Gruppe ab 65 Jahren. 17 Prozent bevorzugen Bewegtbild, also Videos (16-29 Jahre: 26 Prozent; 65+: 15 Prozent). Und jeder und jede Zehnte (11 Prozent) hört am liebsten Audio-Beiträge oder Podcasts.Wer sich online über aktuelle Ereignisse und das Zeitgeschehen informiert, bringt dafür täglich durchschnittlich 48 Minuten auf. Bei knapp einem Viertel (23 Prozent) sind es sogar mehr als 60 Minuten.
Rohleder: "Das grundsätzliche Interesse der Menschen an aktuellen Ereignissen und am Zeitgeschehen ist hoch. Das ist eine gute Nachricht für unsere Gesellschaft und die Demokratie."
Unter denjenigen, die sich über soziale Medien oder Messenger zu aktuellen Ereignissen und dem Zeitgeschehen informieren, gibt es klare Favoriten - aber auch klare Altersunterschiede: Bei den unter 30-Jährigen ist Instagram mit 90 Prozent der Spitzenreiter. Mit weitem Abstand folgen in dieser Altersgruppe WhatsApp (50 Prozent), TikTok (44 Prozent), Facebook (39 Prozent), X bzw. Twitter (27 Prozent) und Snapchat (22 Prozent). Bei den über 30-Jährigen spielt Facebook (68 Prozent) die größte Rolle beim Nachrichtenkonsum in sozialen Medien, gefolgt von WhatsApp (67 Prozent), Instagram (50 Prozent), Telegram (24 Prozent), TikTok (23 Prozent), X (17 Prozent) und LinkedIn (13 Prozent).
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Jetzt Mitglied werdenNicht nur in sozialen Medien, sondern generell beim Nachrichtenkonsum im Netz werden regelmäßig nur die Überschriften und nicht die ganzen Artikel gelesen: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) tut dies nach eigener Aussage sogar häufig. Gleichzeitig kritisieren 86 Prozent derjenigen, die online Nachrichten konsumieren, dass die Überschriften oft mehr versprechen, als letztlich im Artikel steht. 88 Prozent empfinden Überschriften zu oft als reißerisch und auf Klicks ausgerichtet.
Wahrnehmung von Fake News nimmt stark ab
Welche Informationen basieren ausschließlich auf Tatsächlichem - und welche entpuppen sich als beabsichtigt oder unbeabsichtigt falsch oder irreführend? 85 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer stimmen der Aussage zu, es sei insgesamt schwer, den Wahrheitsgehalt einzelner Meldungen zu überprüfen. Ebenso viele (85 Prozent) sind der Meinung, dass Falschmeldungen den gesellschaftlichen Zusammenhalt zerstören. Drei Viertel (76 Prozent) sehen Falschmeldungen als mitverantwortlich dafür, dass extreme Parteien in Deutschland an Einfluss gewinnen.Zwei Drittel (67 Prozent) derjenigen, die sich im Internet über aktuelle Ereignisse und das Zeitgeschehen informieren, haben in den vergangenen 12 Monaten Falschmeldungen wahrgenommen, davon 11 Prozent häufig, 31 Prozent gelegentlich und 25 Prozent selten. 18 Prozent haben keine Falschmeldungen wahrgenommen, 15 Prozent sind sich nicht sicher oder machen dazu keine Angabe. Im Jahr 2021, während der Hoch-Zeit der Corona-Pandemie und dem Jahr der Bundestagswahl, hatten in einer Bitkom-Studie unter Nutzerinnen und Nutzern sozialer Medien noch 92 Prozent angegeben, auf Fake News gestoßen zu sein.
Eine breite Mehrheit von 90 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer spricht sich in diesem Zusammenhang dafür aus, dass bereits in der Schule gelehrt werden sollte, wie man Falschmeldungen und Fake-News identifizieren kann. "Es wird immer wichtiger und dringender, die Medienkompetenz in der gesamten Breite der Gesellschaft zu entwickeln. Internetnutzerinnen und -nutzer müssen befähigt werden, Informationen kritisch zu bewerten und mögliche Falschinformationen selbst zu erkennen", betont Rohleder.
Wer sollte vorrangig dafür verantwortlich sein, Falschmeldungen bzw. Fake News zu überprüfen? Die Internetnutzerinnen und -nutzer haben dazu keine klare Meinung, sondern sehen eine geteilte Verantwortung: 32 Prozent sehen die sozialen Netzwerke in der Pflicht, 16 Prozent eine unabhängige Einrichtung und 12 Prozent den Staat. Fast ein Drittel (31 Prozent) findet, jede einzelne Person sei für die Überprüfung einer Nachricht in sozialen Medien auf ihren Wahrheitsgehalt hin primär selbst zuständig. Nur 3 Prozent meinen, niemand solle Falschmeldungen prüfen - die Netzwerke sollten vielmehr das Teilen aller Meinungen unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt ermöglichen.