Zum Dossier 'Temu-Strategie'
Firmen stehen noch am Anfang: Kommt jetzt der KI-Hype?
02.08.2024 Der KI-Hype scheint noch nicht mal bei den meisten Firmen angekommen zu sein: Nur 3 Prozent der Unternehmen im DACH-Raum beschreiben sich als fortgeschritten bei der Einführung generativer KI (GenAI).
Fast jeder zweite CIO (46 Prozent) erachtet generative KI als relevant. Das größte Potenzial sehen die Befragten im konzeptuellen Arbeiten (85 Prozent), der Datenanalyse und Prognosen (80 Prozent), in digitalen Services (71 Prozent) sowie Chatbots (68 Prozent). Die Anwendungsfälle sind jedoch häufig noch Zukunftsmusik. Die Hälfte der befragten Unternehmen steht noch am Anfang bei der Identifizierung von Use Cases.
Risiko einer Schatten-KI: Unstrukturierte Einführung und unbegrenzter Zugriff
Die Einführung von KI-Tools erfolgt selten zentral gesteuert durch die Geschäftsleitung (28 Prozent) oder einem CIO und der IT (19 Prozent); 15 Prozent sehen die Verantwortung in den einzelnen Fachbereichen. In nur sieben Prozent liegt die Verantwortung bei einem dedizierten Chief Data oder Chief Digital Officer. Bei einem Drittel der befragten Unternehmen fällt diese Aufgabe einzelnen Mitarbeitenden zu.Auch bei internen Regularien zeigt die Studie deutliche Unterschiede auf: 35 Prozent der Unternehmen gestatten nur ausgewählten Bereichen und Funktionen Zugriff auf GenAI-Tools, während in einem Drittel der Unternehmen jeder Mitarbeitende uneingeschränkten Zugriff hat.
KI-Skepsis vorherrschend: Fehlendes Vertrauern als Hemmschwelle
Tatsächlich zeigt die Studie diese Aspekte als größte Bedenken in Hinblick auf GenAI auf: In 59 Prozent der Unternehmen haben die Mitarbeitenden geringes oder sehr geringes Vertrauen in die durch GenAI-Tools erzeugten Ergebnisse, nur 7 Prozent vertrauen voll und ganz darauf. Gleichzeitig beobachtet über die Hälfte der Befragten derzeit nur geringe Produktivitätssteigerungen durch die Technologie. Anwendern ist der Nutzen der Technologie häufig noch nicht klar.Führungspersonal (CIO, IT-Leiter, Vorstände, Geschäftsleitung, Fachbereichsleiter) hat vor allem rechtliche Bedenken über die Konsequenzen falscher KI-generierter Ergebnisse (71 Prozent) und fürchtet Haftungsrisiken gegenüber Entscheidungen durch die KI (70 Prozent). Auch unzureichende Data Governance (54 Prozent) und eigene Compliance-Vorgaben (43 Prozent) beschäftigen Führungspersonen. In Summe ist in 13 Prozent aller Unternehmen der Einsatz von generativer KI nicht zugelassen - der überwiegende Hauptgrund dafür ist mit 58 Prozent Compliance und Regulatorik.
Im Unternehmen sind Richtlinien wichtig, um das Vertrauen der Mitarbeitenden in die Ergebnisqualität zu stärken und Probleme wie Data-Governance-Verletzungen zu vermeiden. Hier stehen wir in manchen Branchen jedoch noch am Anfang. Ganze 40 Prozent der befragten Handelsunternehmen kennen zum Beispiel den EU AI Data Act nicht, nur 8 Prozent arbeiten an der Umsetzung.
Ein gutes Drittel (36 Prozent) der befragten Unternehmen im Handel sieht eine gewisse Relevanz von GenAI für ihre Branche, die Restlichen schätzen die Relevanz als niedrig oder sehr niedrig ein. Zudem lässt ein im Branchenvergleich hoher Anteil von 24 Prozent aller Handelsunternehmen die Nutzung von GenAI bisher gar nicht zu. Ein Grund dafür ist das zu erwartende hohe Investment in GenAI-Projekte, deren Return on Investment aktuell noch nicht klar ist. Zudem sehen 24 Prozent die Technologie als Gefahr für das eigene Geschäftsmodell. Mit klar definierten Startprojekten und Proofs of Concepts (PoC) können Unternehmen einen Mehrwert schaffen und Erfahrungswerte sammeln, weiß beispielsweise die Baumarktkette Globus, ein Kunde der KPS AG.
Für die Studie wurden 150 IT- und Business-Führungskräfte aus Unternehmen und Behörden im deutschsprachigen Raum befragt. Diese stammen aus dem produzierenden Gewerbe, dem Handel, dem Energiesektor, dem Healthcare-Bereich und der Automobilindustrie sowie den regulierten Branchen Banken, Versicherungen und dem öffentlichen Sektor. Bei der Auswahl der Interviewpartnerinnen und -partner wurde auf ein ausgewogenes Verhältnis von Führungskräften aus dem Business und der IT geachtet.