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Krankenkassen müssen Video-Ident-Verfahren stoppen

11.08.2022 Die Gesundheitsagentur Gematik hat wegen Sicherheitsbedenken den Krankenkassen bis auf Weiteres die Nutzung von Video-Ident-Verfahren untersagt. Für den Digitalverband Bitkom eine "unnötige Hürde" im Digitalisierungsprozess des Gesundheitswesens.

 (Bild: William Iven auf Pixabay)
Bild: William Iven auf Pixabay
Aufgrund von Sicherheitslücken hat die deutsche Gesundheitsagentur Gematik zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser verfügt, dass Krankenkassen ab sofort nicht mehr das Video-Ident-Verfahren bei der Beantragung einer elektronischen Patientenakte (ePA) nutzen dürfen. Die Versicherten, die eine solche Akte anlegen wollen, müssen sich stattdessen vor Ort in einer Geschäftsstelle oder Postfiliale identifizieren lassen. Auch Verfahren unter Nutzung der Online-Ausweisfunktion sind von dem Verbot nicht betroffen.

Hintergrund dieser Entscheidung sind laut 'Handelsblatt' zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser offenbar Sicherheitsprobleme und Schwachstellen, die IT-Sicherheitsspezialisten bei den digitalen Ident-Verfahren verschiedener Anbieter nachgewiesen haben. Die Gematik gehört mehrheitlich zum Bundesgesundheitsministerium und verantwortet die Digitalisierung im Gesundheitssystem.

Für die Akzeptanz der digitalen Patientenakte ist das Verbot des Video-Ident-Verfahrens ein herber Rückschlag. Erst rund 530.000 dieser Akten wurden bisher angelegt, eine kompliziertere Identifizierung dürfte die Entwicklung erheblich ausbremsen. Noch ist nicht bekannt, ob auch Identitäten aller Versicherten nachträglich überprüft werden müssen, die bei der Beantragung ihrer ePA das Video-Ident-Verfahren genutzt haben. "Über die Wiederzulassung von Video-Ident-Verfahren kann erst entschieden werden, wenn die Anbieter konkrete Nachweise erbracht haben, dass ihre Verfahren nicht mehr für die gezeigten Schwachstellen anfällig sind", heißt es von der Gematik.

Bitkom: "Patienten einen Bärendienst erwiesen"

Der Digitalverband Bitkom zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser kritisiert das Verbot. "Mit dem pauschalen und unangekündigten Verbot von Video-Ident-Verfahren bei Krankenkassen hat die Gematik den Patientinnen und Patienten in Deutschland einen Bärendienst erwiesen", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder‘Bernhard Rohleder’ in Expertenprofilen nachschlagen . "Statt Anbieter mit Verdacht auf Sicherheitslücken anzusprechen und Lösungen zu erarbeiten, wurden alle Dienste pauschal gesperrt." Wer jetzt digitale Gesundheitsangebote nutzen möchte, für die eine Authentifizierung notwendig ist, muss persönlich in einer Filiale der Krankenkasse oder der Post erscheinen. "Damit wird eine unnötige Hürde auf dem Weg zu einer digitalen Gesundheitsversorgung aufgebaut." Die Onlinefunktion des Personalausweises sei laut Rohleder noch keine praktikable Alternative, da sie von zu wenigen BürgerInnen genutzt und verstanden wird. "Die ohnehin schleppend verlaufende Einführung der elektronischen Patientenakte wird damit unnötig erschwert."

Der Zugang zu digitalen Versorgungsangeboten müsse sicher, unkompliziert, nutzungsfreundlich und pragmatisch sein. "Die Sofort-Identifizierung per Video ist essentiell, um digitale Dienste schnell, sicher und einfach verfügbar zu machen. Das Video-Ident-Verfahren ist deshalb auch integraler Bestandteil digitaler Angebote in vielen Branchen - sei es bei der Anmeldung eines Bankkontos, bei Kreditprüfungen, Versicherungsverträgen oder bei Prüfungen für Carsharing-Dienste", so Rohleder. Er fordert, dass Video-Ident-Anbieter ohne Sicherheitslücken bei den Krankenkassen umgehend wieder für Identifizierungsverfahren zugelassen werden. Der Bitkom begrüße, das Sicherheitslücken entdeckt und behoben werden. "Wegen einzelner Sicherheitsvorfälle, die sich in der digitalen Welt ebenso wenig ausschließen lassen wie in der analogen Welt, darf man aber nicht wie mit einem Bulldozer das Video-Ident-Verfahren als solches platt machen."

Generell gewinne der digitale Nachweis der eigenen Identität weiter an Bedeutung. Schon sechs von zehn Deutschen wollten sich am liebsten digital ausweisen und können sich vorstellen, eine so genannte Digital Identity Wallet auf ihr Smartphone zu laden.
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