Gegen Hass und Hetze: Chatbot H.A.N.S. meldet diskriminierende Songs auf Spotify
07.11.2022 Mit der preisgekrönten "Hetzjaeger"-Kampagne prangert der Verein 'Laut gegen Nazis' Streaming-Dienste an, die Songs aus dem rechten Spektrum ungefiltert eine Bühne bieten und deren Verbreitung fördern. Passiert ist bisher aber nichts, weshalb nun ein selbstentwickelter Whatsapp-Chatbot NutzerInnen hilft, einfacher problematische Inhalte auf Spotify zu melden.
Die Kampagne "Hetzjaeger", gemeinsam entwickelt mit der Hamburger Agentur Philipp und Keuntje und FischerAppelt , sammelte viele Kreativpreise ein und wurde auch beim internationalen Werbefestival in Cannes geehrt. Die Streaming-Anbieter jedoch blieben untätig und verweigerten selbst den Dialog, wie Jörn Menge und Nicolas Klein , Creative Director von Philipp und Keuntje, im Interview mit dem iBusiness-Schwestertitel ONEtoONE beklagen . Bis heute bestehe auf Spotify lediglich die Möglichkeit, problematische Profilbilder, Merch oder Beschreibungen zu melden, nicht aber menschenfeindliche Songs oder Podcasts.
Diskriminierende Titel aus der Spotify-App über WhatsApp melden
'Laut gegen Nazis' wird deshalb nun selbst aktiv und veröffentlicht mit "H.A.N.S.", dem "Hateful Audio Notification Service", einen Whatsapp-Chatbot, mit dem NutzerInnen die Möglichkeit bekommen, problematische Inhalte bei Spotify zu melden.Wer einen verdächtigen Inhalt entdeckt, kann diesen direkt aus der Spotify-App mit der WhatsApp Nummer +49 1525 94 60 767 teilen. Über den Chat sammelt H.A.N.S. alle nötigen Informationen zu den problematischen Inhalten und formuliert daraus automatisch eine Nachricht an Spotify. Nach einer formellen Prüfung wird der Inhalt direkt per E-Mail und Tweet an Spotify gemeldet. "Es sollte zwar weder unsere, noch die Aufgabe der Userinnen und User sein, aber durch das Nichtstun der Streaming-Dienste sind wir gezwungen, etwas gegen die Verbreitung dieser Inhalte zu unternehmen", erklärt Jörn Menge.
Mit der Chatbot-Kampagne fordert 'Laut gegen Nazis' Streaming-Anbieter auf, konsequenter gegen diskriminierende Inhalte auf ihren Plattformen vorzugehen. "Die Plattformen ziehen sich bei dem Thema aus der Verantwortung und weigern sich, den von ihnen angebotenen Content inhaltlich zu prüfen", kritisiert Menge. So verbreiteten sie weiterhin faschistische, sexistische und andere diskriminierende Inhalte. "Natürlich fordern wir keine Zensur und wissen, wie wichtig Kunstfreiheit für unsere demokratische Gesellschaft ist. Jedoch darf die Kunstfreiheit nicht als Ausrede missbraucht werden, wenn Menschen verletzt werden. Die Streaming-Dienste müssen kontrollieren, was sie auf ihren Plattformen anbieten."
Negativer Jahresrückblick mit dem Hashtag #2022flagged
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist bewusst gewählt, denn zum Jahresende erhält Spotify durch seinen Jahresrückblick viel Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken. Mit einer eigenen Social-Media-Kampagne will 'Laut gegen Nazis' die NutzerInnen deshalb bereits einen Monat zuvor für diskriminierende Inhalte auf der Plattform sensibilisieren. Wer solche Inhalte bemerkt, kann diese unter dem Hashtag #2022flagged teilen und so für die Community und die Streaming-Dienste sichtbar machen. "Unter #2022flagged präsentieren wir den negativen Jahresrückblick 2022 und alle können mitmachen", sagt Menge. Zum Start der Kampagne sind auch prominente Unterstützer wie Sebastian Krumbiegel , Sänger der Band Die Prinzen, dabei.Der Chatbot ist ein Gemeinschaftsprojekt von 'Laut gegen Nazis' und dem virtuellen Co-Working-Tool Cake, die sich um die technische Umsetzung gekümmert haben. Die Idee zur Aktion kommt erneut von den Agenturen Philipp und Keuntje und FischerAppelt. Alle Beteiligten arbeiten pro bono für dieses Projekt.