Geschäftskunden-Inkasso: 3% aller Forderungen sind uneinbringlich
04.06.2012 Unternehmen in Westeuropa kämpfen weiter mit verspäteten Zahlungen, Forderungsausfällen und einem erhöhten Risiko bei Lieferantenkrediten. Nach Angaben der im Rahmen des Atradius Zahlungsmoralbarometers befragten Unternehmen wurden 30 Prozent der Forderungen gegenüber Geschäftskunden zu spät beglichen. 20 Prozent davon waren mehr als zwei Monate überfällig. Drei Prozent fielen komplett aus.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat sich der durchschnittliche Anteil von Verkäufen mit Zahlungsziel kaum verändert. Griechenland und die Türkei, die zum ersten Mal befragt wurden, zeigen jedoch deutlich abweichende Ergebnisse beim Geschäft mit inländischen Kunden. Griechenland (66,1 Prozent) und die Türkei (65,8 Prozent) wiesen den zweit- und dritthöchsten Anteil von Verkäufen mit Zahlungsziel im Inland und die längsten Zahlungsziele für inländische Geschäftspartner auf (85 Tage in der Türkei und 75 Tage in Griechenland). Griechenland zeigte darüber hinaus den höchsten Anteil von überfälligen Rechnungen im Inland (41 Prozent) und von inländischen Forderungen, die mehr als 90 Tage überfällig sind (18,7 Prozent). Zudem war der Anteil uneinbringlicher Forderungen im Inland mit 7,4 Prozent mehr als doppelt so hoch als der westeuropäische Durchschnitt von 3,5 Prozent.
Im Studiendurchschnitt fielen rund 3 Prozent aller Forderungen gegenüber inländischen Geschäftspartnern aus. Die befragten Unternehmen in Griechenland gaben die höchste durchschnittliche Ausfallquote bei Geschäftskunden an. Demnach waren hier 7,4 Prozent der Forderungen im Inland uneinbringlich. Italien wies mit 5,4 Prozent die zweihöchste Ausfallquote auf.
Wie im vergangenen Jahr gaben die Studienteilnehmer Liquiditätsengpässe als Hauptgrund für verspätete Zahlungen ihrer Geschäftskunden an. 66,8 Prozent der befragten Unternehmen nannten dies als Ursache für verspätete Zahlungen inländischer Geschäftspartner, 46,2 Prozent für ausländische Geschäftspartner. Unternehmen in Westeuropa werden voraussichtlich auch in den nächsten sechs Monaten mit Liquiditätsschwierigkeiten ihrer Geschäftskunden zu kämpfen haben. Im Gegensatz zu einer Verbesserung erwarten drei mal so viele Studienteilnehmer eine Verschlechterung der Zahlungsmoral.
Um sich vor verspäteten Zahlungen und Forderungsausfällen zu schützen, wollen rund 48,6 Prozent der Studienteilnehmer in Westeuropa verstärkt auf aktives Forderungsmanagement setzen und dabei regelmässiger die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden überprüfen, das Mahnwesen intensivieren und häufiger Sicherheiten verlangen.