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Analysten: Digitalisierung kann Arbeitskräftemangel im Jahr 2030 spürbar senken
14.03.2016 Die Digitalisierung ist kein Jobkiller - durch sie verringere sich der erwartete Engpass von 4,2 Millionen Arbeitskräften in Deutschland bis 2030 um die Hälfte. Dies ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Prognose von Berater PwC und des Darmstädter Wifor-Instituts .
Die aktuelle Studie von PWC und Wifor basiert auf einem neu entwickelten Modell, anhand dessen die Wirkung der Digitalisierung auf die Arbeitskräftenachfrage aufgezeigt werden kann. So ergibt sich quantifizierbarer Digitalisierungseffekt für die wichtigsten Berufsgruppen, der positiv oder negativ ausfallen kann. Im Gegensatz zu bisherigen Studien, die nur das Automatisierungs- und Rationalisierungspotential der Digitalisierung analysieren, erlaube das Modell quantitative Aussagen darüber, in welchen Branchen und Berufen zusätzliche Arbeitsplätze entstehen werden. Der Reality-Check von iBusiness vom Juni 2015: Fünf Millionen Jobs weg? Wie Roboter die deutsche Arbeitswelt wirklich verändern hatte bereits ermittelt, dass solche Studien deutlich zu kurz greifen.
So zeigt auch die PWC-Studie, dass bis zum Jahr 2030 rund 300.000 zusätzliche Arbeitskräfte in der Gesundheits- und Pharmabranche benötigt werden. Um 190.000 Erwerbstätige steigt der Bedarf des öffentlichen Sektors. Besonders auf Akademikerberufe wirkt sich die Digitalisierung aus: 2 Millionen Hochschulabsolventen werden bis 2030 zusätzlich fehlen, mit einem Schwerpunkt auf den MINT-Fächern. Rückläufig sind die Prognosen dagegen im Handel: Um 940.000 wird die Nachfrage nach Verkaufskräften als Folge der Digitalisierung bis 2030 sinken.
Der höchste Anstieg der Nachfrage nach Arbeitskräften durch die Digitalisierung wird mit 11 Prozent für die Branche "Technologie, Medien und Telekommunikation" erwartet. Um 6 Prozent wird die Digitalisierung die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Branche "Gesundheit/Pharma" bis zum Jahr 2030 steigern, um 2 Prozent im Öffentlichen Sektor. In der Energiebranche wird die Nachfrage nach Arbeitskräften durch die Digitalisierung um 1 Prozent sinken, in der Automobilbranche um 6 Prozent. Auf den Plätzen folgen die Branchen "Industrielle Produktion" mit einem Rückgang von 9 Prozent, das Banken- und Versicherungswesen mit 10 Prozent und der Handel mit einem Rückgang von 17 Prozent. Für die Branche "Transport und Logistik" prognostiziert die Studie einen Rückgang der Arbeitskräftenachfrage um 19 Prozent.
Die Aufgaben für Politik und Wirtschaft sehen die Studienautoren darin, zunächst für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der negativ betroffenen Berufsgruppen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen. Gleichzeitig werde die Digitalisierung auch dazu führen, dass ehedem ins kostengünstigere Ausland ausgelagerte Unternehmensteile an den deutschen Stammsitz zurückkehren, da eine Auslagerung keine oder zu geringe Kostenvorteile mehr bieten werde.
Der Staat, so die Studie, werde die anstehenden Bildungsaufgaben auf mehrere Schultern verteilen müssen, wobei Wirtschaftsunternehmen eine wichtige Rolle zufiele. Im Gegenzug sollten Unternehmen entlastet werden, um die notwendigen Aufgaben in der Aus und Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finanzieren zu können. Deutschland benötige ein Konzept für eine 'digitale Volkshochschule'. Hinter dieser Idee steht zum einen die Modernisierung der Lehrpläne in Richtung Kreativität und Problemlösungskompetenzen, zum anderen die verstärkte Nutzung virtueller Plattformen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung in allen Altersgruppen. Nur wenn es uns gelingt, die Menschen auf die neuen Anforderungen vorzubereiten, wird Deutschland seine Bedeutung in einer zunehmend digitalisierten Weltwirtschaft behaupten können.