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Marktmissbrauch: EU nimmt Android ins Visier
21.04.2016 Die EU-Kommission hat ihr Wettbewerbsverfahren gegen Google ausgeweitet: Die Kartellwächter untersuchen nun auch, ob das Unternehmen seine Marktmacht bei Smartphones missbraucht. Bislang stand das Unternehmen vor allem wegen der Bevorzugung eigener Services in seiner Suchmaschine in der Kritik.
Aktuell hat die EU-Kommission angekündigt, in einem Verfahren zu prüfen, ob Google seine Marktmacht bei Smartphone-Betriebssystemen missbraucht. In einem anderen Verfahren geht die Kommission bereits dem Vorwurf nach, Google bevorzuge seine eigenen Dienste wie Maps oder Google Shopping in seinen Suchergebnissen und verzerre so den Wettbewerb.
In eine ähnliche Richtung gehen auch die neuen Vorwürfe. Das Betriebssystem Android selbst stößt nicht auf Ablehnung der Kommission - wohl aber die Ausgestaltung der Verträge mit den Geräteherstellern. So lautet der zentrale Vorwurf, dass Google die Produzenten faktisch zwinge, ein Paket von elf Google-Apps vorzuinstallieren (darunter Google Maps, den Browser Chrome und die Such-App des Konzerns). Außerdem müssen die Hersteller eine Vereinbarung unterschreiben, die es ihnen verbietet, Geräte mit abgewandelten Android-Versionen zu vertreiben. Nur wenn diese Bedingungen eingehalten werden, darf der Playstore installiert werden, der faktisch notwendig ist, um am Android-Ökosystem teilzunehmen.
Auf diese Weise bleibt Android zwar formal eine Open-Source-Software, faktisch kontrolliert Google den gesamten Markt, argumentieren die Kommissare.
Für Google birgt die Einbeziehung von Android in das Wettbewerbsverfahren ein hohes Risiko, da ein immer größerer Anteil der erwirtschafteten Werbeeinnahmen über mobile Anwendungen erzielt werden.