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Meinungsbeitrag

Digitale Souveränität: Deutschlands Achillesferse?

30.04.2025 Deutsche Unternehmen stehen im Jahr 2025 vor einem Dilemma: Die Digitalisierung bietet weiterhin enorme Wachstumschancen. Gleichzeitig wächst die Abhängigkeit von ausländischen Technologiekonzernen wie Microsoft, Amazon oder Google. Sebastian von Bomhard, Gründer und Vorstand der deutschen SpaceNet AG fordert den Mut, auf eigene Technologien zu setzen.

Sebastian von Bomhard (Bild: Spacenet AG)
Bild: Spacenet AG
Sebastian von Bomhard
Nach einer aktuellen Bitkom-Studie sind knapp 90?Prozent der deutschen Unternehmen auf Hardware oder Software aus dem Ausland angewiesen. Die Vereinigten Staaten stehen an der Spitze der Cloud-Lieferanten. Dabei wollen knapp 95 Prozent der befragten Unternehmer, dass Deutschland unabhängiger von den USA wird.

Mit eigener Technologie zu mehr Unabhängigkeit

Die Zeit, in der Deutschland noch als Vorreiter digitaler Innovation galt, ist längst vorbei. Die hiesige IT-Landschaft steht heute vor tiefgreifenden strategischen Herausforderungen, die auch geopolitische Entwicklungen und Sicherheitsfragen einschließen. Um sich gegen die Gefahren aus globalen Konflikten abzusichern und die Kontrolle über sensible Daten zu behalten, erfordert es den Aufbau unabhängiger Cloud-Infrastrukturen und die Stärkung digitaler Innovationen aus Deutschland. Ein Beispiel dafür war Gaia-X, das als europäische Alternative zu den dominierenden US-Clouds einen ersten Ansatzpunkt für digitale Unabhängigkeit schaffen sollte.

Die Bitkom-Studie unterstreicht, wie wichtig solche Entwicklungen sind: 56 Prozent der Unternehmen wollen ihre Geschäftsstrategien angesichts geopolitischer Spannungen anpassen, um internationalen Unsicherheiten proaktiv zu begegnen ? knapp die Hälfte will zum Beispiel ihre Lieferketten überarbeiten. Als tragende Säule heutiger Geschäftsprozesse muss sich die Unternehmens-IT strategischen Richtungswechseln anpassen können. Sie spielt die Schlüsselrolle, um langfristig auf eigenen digitalen Beinen zu stehen.

Denn genau hier beginnt technische Unabhängigkeit ? beim Unternehmen selbst. Firmen müssen ihre bestehende IT-Infrastruktur prüfen und lokale und alternative Produkte in Betracht ziehen. Die Lösungen können gezielt integriert werden, wie etwa bei der Nutzung der weltweit erfolgreichen Nextcloud aus Stuttgart statt AWS aus Seattle. Oder das Open-Source Modell Zimbra statt Microsoft Exchange. Das muss also nicht bedeuten, sich globalen Innovationen zu verschließen. Es geht darum, bei strategischen IT-Komponenten nicht alles auf ein Pferd zu setzen.

"Schritte in die digitale Freiheit"

Was bei den IT-Verantwortlichen in Unternehmen beginnt, muss auch für die Politik gelten. Deutschland braucht dringend gezielte staatliche Investitionen in Forschung und Entwicklung, um die heimische IT-Industrie zu stärken und vom globalen Wettbewerb nicht abgehängt zu werden. Und eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Die Politik sollte mit gutem Beispiel vorangehen und deutsche oder europäische Anwendungen selbst nutzen und aktiv in Behörden und öffentlichen Institutionen etablieren.

Der Innovationswille deutscher und europäischer Tech-Unternehmen zeigt, es gibt noch Hoffnung für digitale Unabhängigkeit ? und ihre Chancen sind vielfältig: Größere Kontrolle, mehr Sicherheit, Datenschutz und eine stärkere Wettbewerbsposition sind nur ein kleiner Ausschnitt. Es liegt an uns, an Unternehmen, Politik und auch an der Gesellschaft, mehr Aufmerksamkeit auf eine sichere und souveräne digitale Zukunft zu lenken. Am Anfang steht der Mut, die Infrastruktur konsequent umzubauen und auf eigene Technologien zu setzen.


Autor Sebastian von Bomhard ‘Sebastian von Bomhard’ in Expertenprofilen nachschlagen ist Gründer und Vorstand der deutschen SpaceNet AG zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser
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