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Das sind die schlimmsten Bremser der digitalen Transformation
08.06.2017 Die Branche hat für iBusiness die übelsten Ärgernisse und die schlimmsten Bremsen der digitalen Transformation identifiziert. Es zeigt sich: Vor allem drei strukturelle Probleme müssen wir gemeinsam anpacken.
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Begriffe, Rhetorik, Hype: Für nicht wenige beginnen die Probleme beim Begriff an sich, der eine zielführende Diskussion erschwert. So findet Olaf Pleines "digitale Evolution wäre treffender, denn das Digitale entwickelt sich stetig fort und geht nicht von einem Zustand in einen neuen, finalen Zustand über." Manuel Willert kritisiert die Verwendung von Anglizismen und auch Andreas Weber findet, 'Digitale Transformation' den falschen Begriff: "Das Wort 'Digitale' (führt) in die Irre. Transformation ist nicht neu, seit Anbeginn Teil der Menschheitskultur als Treiber für alles." Doch stören die Branchenkenner nicht nur schräge Begrifflichkeiten - auch die Richtung, die der Diskurs insgesamt nimmt, erscheint wenig zielführend: Zu viel Hype, zu wenig Rücksicht auf Realitäten.
So moniert Stephan Lamprecht
das "Gesabbel, dass alle Unternehmen untergehen, die nicht stante pede einen Innovation Hub mit ganz viel Generation Y ins Leben rufen." Auch für Diana Versteege
hat der Hype das Machbare und Sinnvolle längst abgehängt, die kritisiert, dass "es der Branche nicht schnell genug gehen kann, sie aber leider immer noch nicht bemerkt hat, dass die Industrie noch längst nicht soweit ist." Und während Ivan-Alexander Jung
das Gerede nervt, dass "die Amerikaner ja ach so weit wären." Christoph Palmert
weist darauf hin, wie die Aufregung sinnvolle Diskussionen erschwert: "Der Hype um dieses Thema und der Unwille sich ihm mit Ruhe und Strategie zu nähern." Und Christian Bauer
erscheint es, es gebe nur "entweder voll pro, oder dagegen. Man sollte die volkswirtschaftlichen Konsequenzen nüchtern sehen und dann umsichtig agieren."
Politik: Politik kommt dagegen relativ milde weg - doch auch hier setzt es Kritik: Alexander Markert
ärgert sich über "Politiker und ihre Reden."
Und für Karsten Jung
ist die Politik Teil der Hype-Industrie, indem sie "die Industrie 4.0 ausruft, wir aber nach meiner bescheidenen Meinung gerade mal bei 2.0 angekommen sind... was auch immer das bedeuten mag."
Transformations-Hybris: Viele finden, die deutschen Unternehmen schätzen den eigenen Fortschritt als viel zu groß ein - so etwa Robert Klimossek
: "(...)Viele denken, dass sie gut aufgestellt sind, nur weil sie inzwischen E-Mails versenden." Und Richard Joerges
ärgert, "dass diejenigen, die dringend digitalisieren müssten, nur eine vage Vorstellung davon haben, was Digitalisierung ist. Die denken, dass WhatsApp, Onlinebanking und bei Amazon
einkaufen schon die halbe Miete ist." Peter K. Sanner
spottet, dass "jeder, der Office bedienen kann und schon mal eine E-Mail geschickt hat, jetzt meint, er ist Experte und Berater für digitale Transformation, und dass jeder COO meint, wenn man 'nen Twitter-Account hat, ist man schon fast ganz transformiert."
Infrastruktur: Chris Lilienweihs
ist einer von denen, die die mangelhafte technische Infrastruktur in Deutschland beklagen: "Die Netze (sind) zu langsam und die Datenkontingente zu gering (...) Da bin ich ja zu Fuß schneller..." Ähnlich sieht es Jens Junge
und ärgert sich, dass "es immer noch Funklöcher gibt, im ländlichen Raum kein Breitband ist, Flats kleine Flats sind, ein GB immer noch sauteuer ist (im Vergleich zu anderen Ländern) und Deutschland weit hinterherhinkt, trotz aller Missionare..." Und Dirk Goelz
"(fährt) IC und (hat) kein LTE, (fährt) ICE und (hat) ab und zu WLAN. Du wohnst in München an der falschen Stelle und hast kein Glasfaser."
Bildung: Einige vermissen auch in zugänglichen oder institutionalisierten Formen gespeichertes Wissen über die digitale Transformation - so klagt Tina Buhr
, dass "es keine Digital-Lobby für unsere Schüler gibt" und Lars Heiden
kennt nur "wenig wirklich gute Bücher darüber".
Grafisch ausgewertet ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei den Treibern der digitalen Transformation in Deutschland: Auch die Bremser lokalisieren die Branchenkenner nicht in den Betrieben und auch nicht in den Köpfen der Menschen - es sind vor allem soziale, institutionelle und kulturelle Probleme, die Deutschland bremsen.
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Jetzt Mitglied werdenNähme man sich also die Kritikpunkte zu Herzen, so bräuchte Deutschland vor allem drei Dinge, um eine andere Haltung gegenüber der digitalen Transformation zu bekommen:
- Einen Diskurs mit anderen Begrifflichkeiten und weniger Hype
- einen Ausbau der technischen Infrastrukturen
- und mehr institutionalisiertes Wissen und Wissensvermittlung zu digitalen Themen - besonders an Schulen.
Am: 19.06.2017