KI als Wettbewerbsvorteil: Warum Unternehmen jetzt umdenken müssen
Gastbeitrag von Thorben Fasching, Executive Partner von Reply Deutschland SE und Steffen Hück, Senior Principal bei TD Reply
Künstliche Intelligenz (KI) schreitet rasant voran und verändert nicht nur einzelne Anwendungen, sondern ganze Geschäftsmodelle. Unternehmen, die KI als strategisches Fundament nutzen, verschaffen sich echte Wettbewerbsvorteile. Ein AI-first-Ansatz rückt KI in den Mittelpunkt digitaler Prozesse, Systeme und Entscheidungen. Dabei spielen die vier zukunftsweisenden Trends Agentic AI, Adaptive Interfaces, Emotional AI und GEO eine wichtige Rolle.
Agentenbasierte KI: Wenn KI selbstständig agiert
Intelligente Systeme entwickeln sich rasant weiter - von reaktiven Helfern zu proaktiven Agenten. Diese sogenannten Agentic-AI-Lösungen übernehmen komplexe Aufgaben eigenständig, treffen Entscheidungen im Kontext und interagieren aktiv mit Nutzern.
Google testet beispielsweise aktuell Funktionen im Chrome-Browser, bei denen KI automatisch Buchungen vornimmt oder Einkäufe abwickelt. Unternehmen wie Cognigy
setzen solche Agenten im Kundenservice ein. Sie erkennen Probleme frühzeitig, analysieren Anfragen in Echtzeit und schlagen passende Lösungen vor. Auch HubSpot
integriert ähnliche Funktionen, etwa zur automatisierten Lead-Generierung oder Angebotsausspielung.
Analysten erwarten einen tiefgreifenden Wandel: Bis zum Jahr 2028 könnten intelligente Agenten laut Gartner
in etwa jedem dritten Softwareprodukt zum Einsatz kommen. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf den Strategiewechsel hin zu autonomen, aktiven KI-Systemen.
Adaptive Interfaces: Erlebnisse, die sich anpassen
Statische Interfaces weichen zunehmend dynamischen Oberflächen, die sich dem Verhalten, dem Gerät oder dem Standort der Nutzenden flexibel anpassen. Adaptive Interfaces sorgen für effizientere Interaktionen und bieten darüber hinaus personalisierte Inhalte in Echtzeit.
Große Handelsplattformen wie Walmart
nutzen bereits KI-gesteuerte Systeme, die für jeden Nutzer eine individuelle Startseite erzeugen. Auch generative UI-Komponenten gewinnen an Bedeutung. Sie verändern sich dynamisch je nach Situation und ermöglichen eine gezielte, kontextbasierte Ansprache. Der Nutzen ist klar: Wer Inhalte automatisch auf den Bedarf zuschneidet, steigert die Conversion Rate und erhöht gleichzeitig die Zufriedenheit der Zielgruppen.
Emotional AI: Digitale Empathie in Echtzeit
Technologien, die emotionale Zustände erkennen, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Ob Tonfall, Sprache oder Mimik - Emotional AI analysiert Stimmungen und passt die Kommunikation entsprechend an. Das zahlt sich vor allem im Kundenkontakt aus. Sprachassistenten, die empathisch reagieren, oder Kundenservices, die gezielt auf Unsicherheit eingehen, wirken glaubwürdig und stärken die Bindung zur Marke. Lösungen wie die von Reticle AI oder MorphCast setzen genau hier an und sorgen für emotional intelligente Reaktionen in Echtzeit.
Das Ergebnis: Digitale Interaktionen wirken menschlicher und helfen Unternehmen dabei, Erlebnisse zu schaffen, die positiv im Gedächtnis bleiben.
AI-powered Search: Sichtbarkeit neu denken
Suchgewohnheiten ändern sich radikal. Anstatt sich durch Ergebnisse zu klicken, erwarten Nutzer sofort verwertbare Antworten, am besten direkt von Chatbots oder KI-gesteuerten Suchmaschinen. ChatGPT, Perplexity und Googles AI Overviews verändern die Startseite des Internets - und damit auch die Sichtbarkeit von Marken.
Klassische SEO-Maßnahmen greifen hier nicht mehr. Unternehmen müssen ihre Inhalte daher gezielt für KI-Systeme aufbereiten, um in diesen neuen Antwortmaschinen präsent zu bleiben. Der neue Ansatz nennt sich GEO (Generative Engine Optimization). Hier zählen Kontext, Relevanz, Intention sowie die Fähigkeit, KI die passenden Informationen in verwertbarer Form anzubieten. Wer das nicht berücksichtigt, riskiert spürbare Reichweitenverluste. Prognosen von Gartner
zufolge wird der organische Traffic bis 2028 um bis zu 50 Prozent sinken.
Fazit: KI ist nicht die Zukunft, sondern die Voraussetzung
Der Wandel ist längst im Gange: Agentic AI, Adaptive Interfaces, Emotional AI und GEO verdeutlichen, wie grundlegend KI digitale Geschäftsprozesse verändert. Unternehmen, die jetzt handeln, haben die Möglichkeit, ihre Marktrolle mit diesen Technologien aktiv neu zu gestalten.
Ein AI-first-Ansatz
bedeutet deshalb mehr, als nur Technologie einzusetzen. Er legt den Grundstein für skalierbares Wachstum, intelligente Services und eine nachhaltige Kundenbindung in einer Welt, die zunehmend von KI geprägt ist.