KI trifft Kino: So definiert das Reply AI Filmfestival die Zukunft des Erzählens neu
Gastbeitrag von Thorben Fasching, Executive Partner von Reply Deutschland SE
Wie verändern Algorithmen das Erzählen? Welche Geschichten entstehen, wenn Künstliche Intelligenz zum Werkzeug filmischer Gestaltung wird? Antworten darauf liefert das Reply AI Filmfestival und präsentiert im September im Rahmen der 82. Internationalen Filmfestspiele in Venedig zehn visionäre Kurzfilme.
Unter dem Motto "Generation of Emotions" sollen echte Emotionen mithilfe von KI auf die Leinwand gebracht werden. Die Resonanz ist groß: Über 2.500 Beiträge aus 67 Ländern wurden eingereicht. Zehn davon schafften es ins Finale - ausgewählt von einer internationalen Jury unter Vorsitz des italienischen Regisseurs Gabriele Muccino, bekannt durch "The Pursuit of Happyness" und "Seven Pounds".
Bewertet nach Originalität, handwerkliche Qualität und dem kreativen Einsatz von KI über alle Produktionsphasen hinweg, kürt die Jury die Gewinnerarbeit bei einer Premierenfeier am 4. September 2025 in der Mastercard Priceless Lounge im Hotel Excelsior. Gezeigt werden Geschichten mit animierten Stofftieren, hybriden Komödien und digitalen Träumen.
"The Cinema That Never Was": Vergessene Filme werden lebendig
Mit von der Partie ist auch ein Film aus Deutschland. Der Beitrag "The Cinema That Never Was" spielt mit der Frage, was wäre, wenn nie realisierte Filmideen doch produziert worden wären. Und so nutzt der der deutsche Drehbuchautor Mark Wachholz KI, um ein imaginäres Archiv vergessener Kinowelten zu erschaffen.
Der Film verwebt Konzepte, Fragmente und visuelle Skizzen zu einem fiktiven, filmischen Kosmos. Ästhetik und Ton erinnern an vergangene Jahrzehnte und wirken gleichzeitig konstruiert und neu. KI dient hier nicht als Imitator, sondern als Impulsgeber und ermöglicht eine narrative Reise zwischen Nostalgie und Vision.
Neue Perspektiven, neue Preise
Erstmals werden auch zwei Sonderpreise vergeben: Der Lexus Visionary Award würdigt Beiträge, die Technologie, Design und Zukunftsdenken kreativ verbinden. Der AI for Good Award, der in Kooperation mit der International Telecommunication Union (ITU) verliehen wird, zeichnet einen Kurzfilm aus, der die UN-Nachhaltigkeitsziele besonders überzeugend inszeniert. Mit diesen beiden Preisen erweitert das Festival seinen Fokus und zeigt, wie KI nicht nur Gestaltung, sondern auch gesellschaftliche Themen neu erfahrbar macht.
Die Finalisten im Überblick
Die zehn ausgewählten Kurzfilme stammen aus Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien. Sie decken ein breites Spektrum an Themen, Stilen und technischen Ansätzen ab. Alle Filme sind online zu sehen unter aiff.reply.com
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Die ausgewählten Titel (alphabetisch):
- A Million Trillion Pathways - Ep. 2
vom Künstlerkollektiv ROHKI (USA)
- Carousel
von Andes Aloi (Argentinien)
- Clown
von Shanshan Jiang (Großbritannien)
- Corrupt Data Clan
von Eric Kervern (Frankreich)
- Instinct
von Marcello Costa Jr. (Portugal)
- Love at First Sight
von Jacopo Reale (Italien)
- Meme, Myself and AI
von Private Island (Großbritannien)
- Not Chosen
von Javier Marro (Chile)
- The Cinema That Never Was
von Mark Wachholz (Deutschland)
- Un rêve liquide
von Andrea Lommatzsch (Italien)
Technologie als Impuls, nicht als Ersatz
Das Reply AI Filmfestival versteht sich als Plattform für filmisches Experimentieren. Es zeigt, wie sich klassische Formen mit neuen Technologien verbinden lassen, ohne Kreativität zu ersetzen, sondern um sie neu zu denken. Die Finalisten machen deutlich: KI kann erzählen. Bewegend, überraschend, emotional.