Fakenews, Technotribes und die Zukunft der Technologie - Was uns 2022 erwartet

31.12.2021 Das Jahr 2022 ist der Beginn einer Epoche eines Übergangs, in der Zeit und Standpunkt nicht mehr linear sind. Das bedroht den Fortschritt - gerade den digitalen. Joachim Graf über Technotribes und Zeitmaschinen, angstgetriebene Technologieverlierer, beschleunigte Gesellschaften und den Wunsch nach Resilienz.

 (Bild:  Sean MacEntee/Flickr)
Bild: Sean MacEntee/Flickr
Bild:  Sean MacEntee/Flickr unter Creative Commons Lizenz by

"Ich glaube, da ist eine weit verbreitete Missinterpretation, was mit uns gegenwärtig geschieht. Wir leiden - aber es sind nicht die Rheuma-Schmerzen der vergangenen Zeit, sondern die Wachstumsschmerzen überschneller Änderungen, der Neueinstellung von einer wirtschaftlichen Epoche zu der nächsten." Der Wirtschaftsforscher John Maynard Keynes zur Homepage dieses Unternehmens Relation Browser schrieb diese Zeilen angesichts der Weltwirtschaftskrise 1930. Zu Beginn des Jahres 2022 scheinen sie wieder zu passen.

Wir erleben 2022 eine Zeitenwende, die allerdings im kommenden Jahr nicht zu Ende gehen wird. Wir leben in einer Welt, die sich immer schneller verändert - dieser Analyse stimmen alle zu. Diejenigen, die diesen Fortschritt gut finden ebenso wie die Reaktionäre, die die Uhren zurückdrehen wollen - die einen in die goldenen 80er-Jahre, die anderen zurück nach 1933.

Im Videopodcast zeigt iBusiness-Herausgeber Joachim Graf ‘Joachim Graf’ in Expertenprofilen nachschlagen , dass unsere Gesellschaft gleich in drei Feldern vor einem Übergang steht. Wir erleben das Ende der Nachkriegswelt des 20. Jahrhunderts. Corona ist der Brandbeschleuniger für das Heraufziehen einer neue Epoche: Der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts.



Partei, Kirche, Nation. Die Samstagabend-TV-Show, das Fernsehprogramm, die Sportschau. Übrig bleiben Tatort und WM-Kick und aktuell die Corona-Konferenz von Kanzler und MinisterpräsidentInnen. Selbst die hochaktuelle Netflix-Staffel, die Webkonferenz oder die Abstammung sind nur noch für kleine Teilmengen unserer Gesellschaft sinnstiftend. Die identitären Debatten zeigen, dass die Umfeldverzwergung voranschreitet.

Zudem wuchert das Ignoranz-Dilemma: Während in gesellschaftlichen Systemen Verschwörungsideologien blühen, Veränderungsaversion gedeiht und in Social Media neue Technotribes entstehen, die sich Veganismus, E-Autos oder Bitcoins auf die Stammesfahnen schreiben und alles trollen, was dagegen argumentiert, sehen wir in Technologiemärkten Segregation: Technisch getriebene Märkte wie das Onlinemarketing entwickeln sich in Zukunft immer stärker auseinander. Adaptionszeiten neuer Technikfelder werden sich verlangsamen oder auf gekapselte Nutzergruppen beschränkt bleiben.

Corona, Finanzkrise, Klimaerwärmung oder Terrorismus - die Gesellschaft sieht sich (auch befeuert durch die Internet-Dauererregungsökonomie) in einer kontinuierlichen Dauerkrise. Infolgedessen wächst der Wunsch nach Sicherheit. Die Politik reagiert auf diesen Wunsch durch die Implementierung von Resilienz-Maßnahmen. Wo die Politik mehr auf Sicherheit als auf Veränderung setzt, versuchen die globalen Gatekeeper genau das Gegenteil, was zu zunehmenden Spannungen zwischen Technologiebranche und Gesellschaften führen wird.

Das Jahr 2022 ist geprägt durch Dialektik. Diese Gleichzeitigkeit von widersprüchlichen und gegensätzlichen Entwicklungen, von Fortschritt und Reaktion, machen das kommende Jahr zu einem spannenden. Und die Jahre danach ebenfalls.

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Kommentar von Joachim Graf

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 (Michael Poganiatz)
Bild: Michael Poganiatz
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