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Smart Home: Wie die Heizung zum Zielmarkt für Agenturen wird
18.03.2013 Die intelligente Hausautomation entwächst der Nische und birgt immer mehr Potenzial für Agenturen und Dienstleister. Geschäftsfeld Ambient Intelligence: Fünf Hürden können Interaktivunternehmen überwinden helfen, damit Smart Home ein Erfolg am Massenmarkt wird.
Eine Interaktivspritze hat die Smart-Home-Branche dringend notwendig, der Durchbruch will ihr allein nicht so recht gelingen. Damit der Erfolg am Massenmarkt eintritt, sind noch einige Hürden zu meistern.

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Die Forsa-Umfrage DFH Trendbarometer 2012








Unter anderem für folgende Unternehmen ist der Ambient-Intelligence-Markt interessant:
Unternehmen | Potenzielle Produkte |
---|---|
App-Entwickler | Energiesteuerungs-Apps fürs Smartphone |
Softwareentwickler | Managementsoftware für Haushaltsgeräte |
Webentwickler | Entwicklung der Online-Management-Plattformen für die Hausautomation |
Anbieter von IT-Sicherheitstechnik | Sicherheitssoftware für sämtliche Smart-Home-Techniken |
Cloud-Service-Anbieter | Cloud-Services für das Verarbeiten und Speichern der anfallenden Daten bei Energiemanagementsystemen |
Hardware-Hersteller | Sensoren und Chips für die Mensch-Maschine- und Maschine-Maschine-Kommunikation im Haus |
Spiele-Hersteller | Gehirnjogging-Spiele für Senioren-Tablet-PCs |
Digital-Marketing-Berater | Vermarktungsstrategien für Smart-Home-Konzepte |
Trotz der guten Omen ist das bisherige Marktvolumen für einen Endkundenmarkt überschaubar. Laut der Smart Home Initiative Deutschland




Konkret gibt es fünf Barrieren, die der Markt noch durchbrechen muss, um Smart Home in ein Erfolgskonzept zu verwandeln:
1. Es fehlen Standards
Bisher kochen die meisten Hersteller bezüglich Kommunikationsschnittstellen ihr eigenes Süppchen und die vielen Geräte und Sensoren in einem Smart-Home-System sprechen unterschiedliche Sprachen. Das heißt, die Kaffeemaschine von Hersteller A versteht sich nicht mit der vernetzten Steckdose von Hersteller B. "Wenn Sie ein Gateway für 14 verschiedene Schnittstellen brauchen, um 14 Geräte damit zu vernetzen, wird das wesentlich teurer, als wenn alles über einen Kommunikationsstandard läuft", gibt Frank Schwammberger


Das Fehlen von standardisierten Schnittstellen und Kommunikationsstandards macht Ambient Living nicht nur teurer, sondern verunsichert außerdem den Kunden. Welche neuen Geräte passen zu meiner Managementsoftware? Wie viel kostet es zusätzlich, sie passend zu machen? Diese Fragen bleiben für ihn unbeantwortet. Außerdem bleibt unklar, ob sein System zukunftssfähig ist und er auch in fünfzehn Jahren überhaupt noch neue Geräte an das Netz anschließen kann. Schließlich sind zehn Jahre im Wohnungsbau keine Zeit, im Bereich IT und Unterhaltungselektronik aber eine halbe Ewigkeit.
Um Standards herbeizuführen, müssen sich die Player des Marktes zusammentun und die Schnittstellen zwischen Software, Hardware und Sensorik aufeinander abstimmen. Bisher sehen viele nur ihren eigenen Vorteil: Der exklusive Schnittstellenstandard bindet den Kunden an sie. "Deshalb gibt es in der Industrie eine starke Lobby gegen einheitliche Standards", sagt der IBM-Energieexperte. Erschwert wird die Einigung, weil zurzeit fünf Branchen um die Vorreiterschaft am Smart-Home-Markt buhlen:
- Telekommunikationsanbieter
- Energie- und Versorgungsunternehmen
- Anbieter von Gebäudetechnik
- Hersteller von Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräten
- IT Hard- und Software-Unternehmen
Mögliche Lösung:
Die Hersteller und Marktakteure bilden eine Allianz, um einfache, günstige und zukunftsfähige Standards für die Mensch-Maschine- und Maschine-Maschine-Kommunikation zu etablieren. Roland Kaldich

Was Interaktive tun können:
In den Prozess, Standards zu definieren, einsteigen. Dazu lohnt es sich, sich mit anderen Smart-Home-Anbietern aus der Interaktivbranche zusammenzutun, um die Interessen gemeinsam zu vertreten. Vor allem innovative, kreative und flexible Unternehmen wie Interaktivagenturen können den Prozess vorantreiben und mit ihrem IT-Knowhow einfache Lösungen finden.
2. Gewollte Kundenbindung behindert den Markt
Einige Marktakteure versuchen, den Kunden über geschlossene Systeme an sich - und nur an sich - zu binden. Ein Beispiel sind die Smart-Home-Komponenten von RWE, die sich nicht mit Produkten anderer Hersteller vertragen. In den AGBs

Mögliche Lösung:
Die Hersteller stellen das Brancheninteresse vor das eigene und etablieren offene Standards. Im Energiebereich können Webportale à la Amazon




Was Interaktive tun können:
Mit gutem Beispiel vorangehen und eigene Lösungen als offene Systeme anbieten. Der Kunde wird das würdigen und andere Unternehmen werden gezwungen sein, nachzuziehen.
3. Smart Home ist zu teuer
Noch sind die Preise für Smart-Home-Lösungen zu hoch. Aus dem Grund lohnt sich Smart Home heute in den meisten Fällen nicht einmal aus Stromersparnisgründen. Auch wenn vor allem Anbieter von Energiemanagement-Lösungen dieses Argument immer wieder nennen, sieht die Praxis laut Frank Schwammberger anders aus: "In den vergangenen zehn Jahren hat sich nicht viel daran geändert, dass die Technik zu teuer und der Nutzen zu gering ist." Der Betrag, den man in die Energiesteuerung stecke, ließe sich erst nach vielen Jahren wieder herausholen.Dennoch glaubt er nicht, dass Smart Home als Spielzeug für die finanzstarke Oberschicht enden wird. "Die Technik muss billiger werden, schließlich sollen zum Beispiel bis 2020 alle Haushalte intelligente Stromzähler haben." Diese Smart Meter müssen bis dahin gegen die alten ausgetauscht werden, besagt das Energiewirtschaftsgesetz


Roland Kaldich weist darauf hin, dass sich heutzutage Menschen jeder Einkommensschicht regelmäßig neue Smartphones leisten können. Es müsse nur, wie bei iPhone und Co., der Bedarf geweckt werden. "Wenn es erst trendy ist, im Café gegenüber mit dem Tablet das Licht zu steuern und dies von der Straße aus zu beobachten, werden Menschen aus allen Einkommensschichten in diese Technik investieren."
Mögliche Lösung:
Standardisierung und offene Systeme werden die Preise fallen lassen. Die Produkte werden vergleich- und austauschbar, was den Wettbewerb anfacht. Mit steigenden Verkaufszahlen werden die Preise weiter sinken.
Was Interaktive tun können:
Standards und offene Systeme etablieren, ihre Produkte aber nicht unter Wert verkaufen. Die richtige Kommunikation ist gefragt: Glaubt ein Kunde, mit einer Heizungssteuerungs-App hunderte von Euro im Jahr zu sparen, und wird dann enttäuscht, ist er als Smart-Home-Kunde verloren.

Das Marktzahlen-Archiv ist ein Premium-Service von iBusiness. Werden Sie Premium-Mitglied, um dieses Chart und viele tausend weitere abzurufen.
Jetzt Mitglied werden4. Der Kunde will alles aus einer Hand
Bisher werden viele Kundenwünsche nur durch eine Kombination mehrerer Insellösungen abgedeckt. Für den Kunden bedeutet das einen erheblichen Aufwand, wenn er sich eine komplette Smart-Home-Lösung anschaffen möchte. Deshalb wünschen sich laut der Capgemini-Studie 83 Prozent der Haushalte einen Smart-Home-Anbieter, bei dem sie alles aus einer Hand beziehen können. Auch 64 Prozent der in dieser Studie befragten Experten halten einen Integrator für notwendig."Schlussendlich umsetzen muss das Smart Home das Handwerk", sagt Siegfried Pongratz





Mögliche Lösungen:
Systemintegratoren werden zu Smart-Home-Spezialisten ausgebildet und bieten die Lösungen aus einer Hand an. Sie kooperieren mit den Anbietern, stellen Komplettlösungen mit Produkten der verschiedenen Hersteller zusammen - und der Endkunde braucht sich um nichts kümmern. Außerdem implementiert der Techniker eine geräte- und herstellerübergreifende Ansteuerung. Ein weiterer Vorteil für den Kunden: Er weiß, an wen er sich bei einem Ausfall wenden muss.
Was Interaktive tun können:
Interaktive, die zum Beispiel das Knowhow haben, Digital Signage zu installieren, können ihre Kompetenzen leicht auf Smart-Home-Installationen ausweiten und die Lösungen als Integrator aus einer Hand anbieten. Anbieter von Software und Hardware könnten Partnerschaften mit Systemintegratoren bilden, die deren Produkte als Teil eines Smart-Home-Komplettsystems vertreiben.
5. Es fehlen Zertifizierungen und Qualitätsstandards
Bisher fehlen Qualitätsstandards und Gütesiegel für Smart-Home-Produkte. Der Kunde kann nicht zwischen guten und weniger guten Produkten unterscheiden. Auch erkennt er standardkonforme Geräte nicht. Deshalb fordert unter anderem der Branchenverband Bitkom
, dass standardkonforme Geräte für den Verbraucher einfach erkennbar sein sollen. Es müsse ein Testprogramm geben, das "die Interoperabilität sowie die Sicherheit und Qualität der Produkte von einem unabhängigen Dritten wie dem TÜV testet", sagt Markus Hartmann
, Geschäftsführer von Hartmann Smart Home
. "Dies ist aber in Vorbereitung."
Mögliche Lösungen:
Die Player der Branche sollten eine Allianz gründen, die Qualitätsstandards festlegt und Prüfsiegel vergibt. Zum Beispiel der VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik
erarbeitet seit Juli 2012 mit den Partnern Connected Living
, Kellendonk Elektronik
und dem Distributed Artificial Intelligence Laboratory
der TU Berlin das Zertifizierungsprogramm Smart Home + Building. Ziel ist unter anderem, dass Produkte für den Kunden Plug-and-Play-fähig gemacht werden und er sie intuitiv und mit Spaß bedienen kann - zentrale Voraussetzungen für die Akzeptanz und Nachfrage beim Nutzer.
Was Interaktive tun können:
Sich auf der einen Seite für Siegel stark machen. Hierbei hilft eine Kooperation mit anderen aus der Interaktivbranche, die ähnliche Interessen haben. Auf der anderen Seite sollten die einmal definierten Siegel angenommen werden. Je weiter sie verbreitet sind, desto eher werden sie am Markt und bei den Kunden anerkannt.
Ambient Assisted Living: der Treiber für Smart Home
Auch wenn die Energiebranche es gerne so hätte, Energiespargründe werden voraussichtlich nicht den Durchbruch der Hausautomation einleiten. Zum einen ist Energiesparen nicht 'sexy' genug, um große Ausgaben zu rechtfertigen. Zum anderen kompensieren die minimalen Einsparungen meist nicht die hohen Anschaffungskosten. Den dritten Grund nennt Roland Kaldich: "Bisher ist die Branche jedes Jahr davon ausgegangen, dass mit dem Start der nächsten Heizperiode der Durchbruch für intelligentes Energiemanagement kommt. Bisher war das aber nie der Fall. Deshalb habe ich gelernt, dass Energiemanagement nicht allein der Treiber sein wird."Stattdessen könnte die Reihenfolge, in der sich die Lösungen durchsetzen, wie folgt aussehen:
- Ambient Assisted Living: Die Gesellschaft altert, Altenpflege ist teuer und die Menschen wollen so lang wie möglich in den eigenen vier Wänden leben - gute Argumente für den ersten Platz von Ambient Assisted Living (AAL). Fallsensoren im Fußboden erkennen Stürze und rufen automatisch um Hilfe. Der Herd erinnert den Bewohner, dass er immer noch angeschaltet ist. Sensoren in der Kleidung überwachen die Vitalfunktionen. Und die Kaffeemaschine oder der Wasserhahn überprüfen, ob der Bewohner am Morgen aufgestanden ist und seinen Gewohnheiten nachgeht. AAL kann also Geld in der Alterspflege einsparen, indem es Pflegekräfte ersetzt. Auf der anderen Seite bietet es älteren Menschen die Möglichkeit, länger eigenverantwortlich in der gewohnten Umgebung zu leben.
- Gebäudesicherheit: Laut der Capgemini-Studie finden 68 Prozent der befragten Kunden intelligente Sicherheitssysteme attraktiv oder sehr attraktiv. Eine Urlaubssteuerung gaukelt Anwesenheit vor. Sensoren überwachen, ob die Balkontür aufgebrochen wird. Und das Haus warnt, wenn beim Verlassen noch Fenster offen stehen oder der Herd an ist.
- Komfort: 64 Prozent der befragten Kunden interessieren sich für intelligente Hausautomationslösungen, die den Komfort verbessern. "Voraussichtlich werden bis 2016 schaltbare Steckdosen und Haushaltsgeräte mit IP-Adresse und Wifi Einzug in die meisten Wohnungen gefunden haben", prognostiziert Roland Kaldich.
- Energieeinsparungen: Laut dem IEER-Experten liegt das Energiemanagement nur auf Platz vier der Smart-Home-Lösungen. Die Technik wird nur langsam Einzug in deutsche Wohnungen halten. Ein Indiz dafür sind Smart Meter. Sie scheinen den Durchbruch nur zu schaffen, weil sie gesetzlich zur Pflicht werden.
- Spiegel mit Nachrichten- oder Wetteranzeige und OLED-Displays als Tapeten und Vorhänge: Ob sich diese Spielereien auf dem deutschen Markt behaupten werden, ist mehr als fragwürdig. "Der Newsspiegel ist für drei Tage interessant und dann langweilt er den Besitzer", glaubt Frank Schwammberger. Und die OLED-Tapeten? "Ja, die wird es geben", ist sich Markus Hartmann sicher, "aber nur in Korea".