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Rekordwachstum: Deutscher Onlinehandel setzt 2013 knapp 40 Milliarden Euro um
18.02.2014 Der Bundesverband Versandhandel (BVH) hat seine Jahreszahlen vorgelegt: 39,1 Milliarden Euro wurden 2013 im Onlinegeschäft mit Waren umgesetzt. Ein prozentuales Rekordwachstum von 41,7 Prozent gegenüber 2012. Davon profitierte der gesamte Umsatz des Versandhandels (BVH-Sprech:"interaktiver Handel"), der 2013 ebenfalls über 20 Prozent zugelegt hat. Mit 48,3 Milliarden Euro Branchenumsatz ist der Versandhandelsanteil am gesamten deutschen Einzelhandel auf 11,2 Prozent gestiegen.
Onlinehandel ist laut BVH selbstverständlich für deutsche Konsumenten geworden. Das Umsatzwachstum in diesem Segment unterstreiche die steigende Bedeutung des E-Commerce zur Bedarfsdeckung im interaktiven Handel. Besonders die starke Entwicklung von Mobile im vergangenen Jahr habe dazu geführt, dass "immer mehr Kunden 'always on' sind und zu jeder Zeit und überall über ihre Mobile Devices einkaufen", interpretiert Thomas Lipke , Präsident des BVH, die Ergebnisse.
Das mobile Internet ist aktuell der am schnellsten wachsende Handelskanal. Die Umsätze, die via Smartphones und Tablets generiert wurden, sind auf stattliche 4,9 Milliarden Euro gestiegen. Damit kam 2013 jeder zehnte Euro mobil zustande, was knapp einer Vervierfachung des Umsatzvolumen gegenüber 2012 entspricht.
Unterdessen legt das Internet als beliebtester Bestellweg weiter massiv zu: Der Umsatzanteil durch das stationäre Web stieg um 67,4 Prozent auf 34,18 Milliarden Euro - also stammen sieben von zehn Umsatz-Euro aus Online-Käufen. Klassische Bestellwege wie Brief, Postkarte und E-Mail verlieren aus Kundensicht gegenüber 2012 immer mehr an Bedeutung.
Online-Marktplätze sind die stärksten Abverkaufskanäle
Laut BVH wurde 2013 mit 26,7 Milliarden Euro der Mammutanteil (55,3 Prozent) des Versandhandelsumsatzes über Online-Marktplätze realisiert. Es folgen Multichannel-Anbieter mit 14 Milliarden Euro Umsatz vor den Internet-Pure-Playern mit einem Umsatzanteil von 5,6 Milliarden.Auch bei Betrachtung der reinen ECommerce-Umsätze haben Online-Marktplätze mit einem Abverkaufsumsatz von 26 Milliarden Euro die Nase vor. Multichannel-Versender tragen 7,4 Milliarden und Pure-Player 4,7 Milliarden Euro zum ECommerce-Umsatz von 39,1 Milliarden Euro in 2013 bei.
Im Onlinegeschäft 2013 wurden für digitale Güter und Dienstleistungen weitere 10,6 Milliarden Euro ausgegebenen. Das entspricht einer Umsatzsteigerung von 9,3 Prozent gegenüber 2012. 49,7 Milliarden Euro haben damit die Deutschen 2013 in Onlinekäufe investiert. Wachstumsmotor für digitale Güter sind Angebote für Mobilität, die 2013 knapp 40 Prozent Umsatzanteil im hochdynamischen Dienstleistungssektor ausmachen (Flug-, Bahn- und Bustickets Mietwagen).
Investiert haben Online-Kunden laut BVH 4,1 Milliarden Euro in Mobilität. Mehr als jeder dritte Umsatz-Euro (2,9 Milliarden Euro) lässt sich hier auf Buchungen von Reisen und/oder Übernachtungen zurückführen. Weitere zehn Prozent Umsatzanteil stammen aus dem Ticket-Abverkauf (1,03 Milliarden Euro), gefolgt von den Gruppen Computer-Software, Medien wie Klingeltönen und E-Books sowie Apps.
Als Top-Distributionsweg für digitale Güter hat sich erstmals das mobile Internet einschließlich seiner Apps etabliert. Es kommt über alle Altersgruppen hinweg in 47 Prozent aller Fälle zum Einsatz - knapp vor dem stationären Web mit einem Anteil von 43 Prozent.
Die umsatzstärksten Warengruppen im interaktiven Handel
Beim E-Commerce 2013 sind Bücher mit fünf Milliarden Euro die umsatzstärkste Warengruppe vor Bekleidung mit 7,1 Milliarden Euro und Unterhaltungselektronik mit 3,8 Milliarden Euro. Weitere beliebte Online-Sortimente umfassen Schuhe, Haushaltswaren sowie Bild- und Tonträger. Aber auch Produkte für Hobby und Freizeit, Möbel und Dekorationsartikel sowie Drogerieprodukte und Parfum stellen die Top-Ten der umsatzstärksten ECommerce-Warengruppen 2013.
Gemessen am gesamten Versandhandelsumsatz führt 2013 das Top-Seller-Ranking das Segment Bekleidung mit 11,6 Milliarden Euro vor Bücher mit einem Umsatzvolumen von 5,3 Milliarden Euro und der Unterhaltungselektronik mit vier Milliarden Euro Umsatz.
Prognose: Branchenwachstum Interaktiver Handel 2014
Aktuell schätzt der BVH das Umsatzwachstum mit Waren in 2014 auf 15,4 Prozent im gesamten Interaktiven Handel. Das entspricht 55,8 Milliarden Euro. Das ECommerce-Volumen soll 2014 voraussichtlich um weitere 24,8 Prozent wachsen. Der reine Online-Handel würde damit auf ein Umsatzvolumen von 48,8 Milliarden Euro kommen.
Studiendesign: Für die Studie 'Interaktiver Handel in Deutschland 2013' wurden Studiendesign und -methodik überarbeitet. 40.000 Privatpersonen -statt bisher 30.000- sind telefonisch und per Onlinebogen befragt wurden. Zudem findet eine genauere Differenzierung der Verkaufskanäle statt, es wurden zusätzlich die Kanäle 'Shopping-Clubs' und 'Online-Marktplätze' aufgenommen. Die Kategorie 'Ebay-Powerseller' wird hingegen nicht mehr gesondert ausgewiesen.
Daher lassen sich die Ergebnisse zwischen 2013 und 2012 nur eingeschränkt vergleichen. Das betrifft vor allem die Entwicklung der Versendertypen sowie die Umsatzentwicklung in den Warengruppen. Die neue Methodik soll die Umsätze des Interaktiven Handel künftig realistischer und präziser darstellen. Bisher sorgten die Umsatzzahlen, gerade im ECommerce-Bereich, für Diksussionen. Dem BVH wurde vorgewurfen, nur große Onlineshops zu berücksichtigen und somit einen zu niedrigen Onlinehandels-Umsatz auszuweisen.